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Lebendgebärende Zahnkarpfen züchten

Lebendgebärende Zahnkarpfen sind häufig die ersten Fische, mit denen jeder von uns einmal dem feuchtfröhlichen Hobby Aquaristik verfallen ist, auch wenn manche das heute nicht mehr ganz zugeben wollen und andere bis heute dabei geblieben sind. Verwunderlich ist das nicht, denn diese Fische und vor allem Guppys, vermehren sich willig und häufig, sodass der farbenfrohe Kamerad nicht umsonst seinen Spitznamen „Millionenfisch“ erhalten hat. Ihre ungeheure Reproduktionsrate und vor allem ihre Frühreife erlauben zudem rasches und gezieltes Züchten bestimmter Merkmale, sodass wir heute eine unglaubliche Farbpalette unterschiedlichster Varianten genießen können. Stellenweise gibt es sogar Platys und Schwertträger mit Micky Maus Gesicht auf dem Körper und Guppys, die eigentlich fast wie die Miniaturausgaben eines Koi aussehen und schon zu den Hochzuchten zählen. Nicht nur für Kinder stellen Fischjunge ein ganz besonderes Ereignis dar und mit Lebendgebärenden lässt sich recht zügig für spektakuläre Momente sorgen. Manchmal sogar sosehr, dass sich die Frage nach der Unterbringung schon im Vorfeld gestellt werden sollte- denn nicht alle Zoofachhändler können, wollen oder dürfen Nachzuchttiere wieder zurück nehmen.


Was bedeutet überhaupt „lebend gebärend“?
Lebendgebärende Zierfische werden als ovovivipar bezeichnet, was sich aus dem Lateinischen ableitet und grob „Ei-Lebend-Geburt“ bedeutet. Damit wird eine Vermehrungsstrategie bezeichnet, bei der sich die Eier im Bauch der Mutter entwickeln, autark von einem Dottersack ernährt werden und noch in ihrem Körper schlüpfen oder exakt im Moment des Geburtsvorgangs, der eigentlich eine Eiablage darstellt. Im Vergleich dazu gibt es aber auch die „echte Geburt“, bei der die Embryonen im Mutterleib über die Plazenta ernährt werden und damit abhängig von ihr sind. Diese wird vivipar genannt.

Zu den Ovoviviparen zählen die Zahnkarpfen Guppys, Endler Guppys, Mollys, Platys und Schwertträger aber auch Halbschnäbler, sowie einige Hai- und Rochenarten. Auch Hochlandkärpflinge sind lebend gebärend, allerdings vivipar. Ihre Jungen sind mit Trophotaenien, einer nabelschnurähnlichen Verbindung, die sich zwischen Analbereich und Eierstockfalten befinden, mit der Mutter verbunden und werden mit Nahrung und Sauerstoff versorgt. Manchmal lässt sich diese bei soeben geborenen Jungtieren noch erkennen.

Im Gegensatz zu eierlegenden Fischen sind die Jungen von Lebendgebärenden geradezu „riesig“ und unmittelbar oder sehr kurz nach der Geburt selbstständig. Sie können sofort ihre Umgebung erkunden und auch Futter aufnehmen, für gewöhnlich verstecken sie sich allerdings, denn hungrige Mäuler lauern überall, vor allem ihre eigenen Eltern haben sie häufig zum fressen gern.

Lebendgebärende sind allesfressende Zierfische, die sich recht unkompliziert mit handelsüblichem Trocken- oder Flockenfutter, aber auch Granulaten und stellenweise Tabletten oder Chips ernähren lassen. Hin und wieder zupfen sie auch an Algen und futtern die darin enthaltene Begleitfauna und verschmähen eine Portion Lebend- oder Frostfutter wie Mückenlarven, Artemia, Würmer oder andere Kleinstkrebse keinesfalls.

Lebendgebärende Zahnkarpfen im Geschlecht unterscheiden

Im Prinzip gibt die Farbe meist bereits Aufschluss auf das Geschlecht- denn oft zeigen die Männchen ein ganzes Potpourri an Farben und Mustern auf, wohingegen die Weibchen meist eher graue Mäuse sind- vorwiegend bei Guppys. Männliche Schwertträger tragend das namensgebende lanzettlich verlängerte Unterschwert an ihrer Schwanzflosse. Häufig bleiben männliche Tiere auch hinsichtlich ihrer Größe hinter den Weibchen zurück, die oft größer und kompakter werden, trächtige Tiere scheinen dabei geradezu quadratische Maße anzunehmen.

Dennoch dient auch die Afterflosse als Hilfsmittel, denn die ist bei männlichen Zahnkarpfen zu einem sogenannten Gonopodium umgebildet, einem länglichen Geschlechtsanhängsel, das recht lang und dünn ist. Weibchen hingegen weisen eine segelförmige Afterflosse auf, zudem bilden sie oberhalb derselben einen schwarzen Trächtigkeitsfleck auf.

Bei Viviparen verfügen die Männchen über kein Gonopodium, sondern über ein zum Begattungsorgan umgebildeten Andropodium, das sie, anders als lebendgebärende Zahnkarpfen, zur Befruchtung nicht nach vorne stellen können. Dieses sieht ein bißchen wie ein zusätzliches Läppchen aus, das durch eine Einkerbung von der Afterflosse getrennt ist. Auch die Ovarien der Weibchen bilden stellenweise ein einziges Organ, das die Embryonalentwicklung ermöglicht.


Zuchtpaar vorbereiten

Lebendgebärende Zahnkarpfen sind eigentlich ununterbrochen in Balzstimmung, teilweise sogar so sehr, dass die Männchen untereinander Rangeleien austragen und auch die Weibchen sich gelegentlich genervt selbst aus dem Verkehr ziehen und hinter Einrichtungsgegenständen und in den Pflanzen verstecken.

Einmal begattet können sich weibliche Zahnkarpfen auch nach der Geburt ihrer Jungen noch einige Male selbst befruchten, denn sie sind in der Lage, den Samen eine Zeitlang zu speichern. Das ist auch der Grund, warum es in einer reinen Damen-WG häufig doch noch zu Nachwuchs kommt. Hochlandkärpflinge verfügen über diese Eigenschaft hingegen nicht, hier ist für jeden Wurf eine erneute Befruchtung durch das Männchen nötig.

Möchte man gezielt bestimmte Fische verpaaren, so ist es geschickt, diese allein in ein extra Aquarium zu setzen. Damit ein einzelnes Weibchen nicht durch den aufdringlichen Balztanz der Männchen völlig erschöpft, ist es durchaus ratsam, zwei Weibchen zu einem Männchen zu setzen.

Die Geburt der Jungen und ihre Aufzucht

Ungefähr drei bis vier Wochen reifen die Eier im Leib des Muttertiers heran und schlüpfen auch dort, indem sie als kleiner lebender Fisch das Licht der Welt erblicken. Je nach Größe des Weibchens kann dieses stellenweise bis zu 120 und mehr Junge auf einmal gebären. Mit zunehmender Trächtigkeit nimmt auch der Umfang des Weibchens immer mehr zu. Je kantiger sie wirkt, desto näher steht der Wurftermin bevor. Sobald sie anfängt zu schaukeln oder sich immer öfter auch mal auf den Bodengrund zulegen, umso eher kannst du mit den ersten Babyfischen rechnen.

Die Jungen werden manchmal mit einer zitternden Bewegung auf die Welt gebracht. Manchmal sind sie dabei noch kugelförmig zusammen gerollt und richten sich in wenigen Sekunden danach auf. Weil die Mütter ihren Jungen mehr oder weniger aktiv nachstellen, lohnt sich eine sogenannte Ablaichbox, in der die Jungen durch einen Gitterrost verschwinden können und sicher vor den Mäulern sind. Hier kannst du sie auch eine Weile ohne das Muttertier aufziehen, bis sie eine Größe haben, in der sie einigermaßen sicher vor dem Gefressen werden sind. Im Gesellschaftsaquarium verbergen sich die Jungen daher oft auch in Pflanzen, weswegen du diese stellenweise dicht setzen kannst.

Du kannst die Jungfische mit frisch geschlüpften Nauplien, aber auch mit Hüpferlingen, Mikrowürmchen oder Essigälchen, sowie fein geriebenem Flockenfutter füttern.

Zum Schluss

Jungfische sind immer ein Vergnügen für Groß und Klein. Lebendgebärende Zahnkarpfen sind darin geradezu wahre Massenproduzenten, weswegen sich im Vorfeld die Frage nach der Unterbringung stellen sollte. Alternativ ließe sich auch eine reine Männchentruppe pflegen, um die Situation zu umgehen, auch das Ablaichen und aufziehen im Gesellschaftsaquarium kann den Jungfischbestand auf natürliche Weise etwas eindämmen.


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