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Die wichtigsten Wasserwerte im Aquarium

Zwischen Wasserpantscherei und seriöser Aquaristik liegen Welten- das Wissen um Zusammenhänge im Aquarium und dem dazugehörigen Verständnis sind daher grundlegende Eigenschaften für die erfolgreiche Fischhaltung. Aber nicht jeder Fisch bevorzugt denselben Wasserwert, weswegen auf diesen unser Hauptaugenmerk liegen sollte. Das Verstehen der wichtigsten Prozesse und Faktoren, sowie das regelmäßige Analysieren der vorliegenden Situation fördern das Wohlbefinden und letztlich auch das Zuchtverhalten der Aquarieninsassen. Mithilfe der Aquarienchemie lassen sich wesentliche chemische aber auch physikalische Komponenten feststellen und Änderungen derselben verfolgen. Denn gerade das Wissen und erst recht die angewandte Theorie ermöglichen es, gezielt einzugreifen.

In der Aquaristik sind einige bestimmte Wasserparameter von großem Interesse, die wir in diesem Blogbeitrag behandeln. Sicher ließen sich auch unzählige weitere analysieren, sie würden aber voraussichtlich den Umfang sprengen und letztlich sind nur ein paar wenige wirklich relevant. Wir empfehlen das regelmäßige Wassertesten mit Tropfentests, die meist auch schon als Set inklusive Küvetten, Testreagenzien, Dosierspritzen, Skalen und Anleitung angeboten werden und fürs Heimlabor komfortabel anwendbar sind. Aber auch Teststreifen, wenngleich diese stellenweise etwas ungenauer sind, bringen erste Aufschlüsse. Sofern es sich um aussagekräftige Testmethoden handelt, ist die Art des Tests eigentlich irrelevant: Hautpsache, Sie messen!

Der pH-Wert
Für die Aquaristik interessante pH-Bereiche liegen zwischen 5,0 und 8,5. Alles darüber oder darunter stellt eher eine Extreme dar, die nur selten bis nie in der Aquaristik verwendet werden. Ein pH Wert mit 7 gilt als neutral, wohingegen Werte darunter als sauer gelten und Werte über 7 als alkalisch.  Saures, beziehungsweise weiches Wasser wird häufig bei der Pflege von Schwarzwasseraquarien, aber auch bei südamerikanischen Barschen und Salmlern, sowie bei Garnelen der Gattung Caridina verwendet. Alkalische pH-Werte kommen dagegen eher bei Hartwasseraquarien wie einigen Barschen, aber auch bei Brackwasser- und Meerwasserfischen vor.

Die möglichst konstante Einhaltung eines geeigneten pH-Wertes ist für das Wohlbefinden aller Wasserorganismen eine wichtige Voraussetzung. Vor allem plötzliche Schwankungen (beim Abfallen ist auch von „pH-Stürzen“ die Rede) sollten unbedingt vermieden werden. Außerdem unterliegen viele im Wasser gelöste Substanzen vom pH-Wert abhängigen Veränderungen. So hängt beispielsweise die im Wasser lösbare Menge an CO2 direkt mit dem pH-Wert zusammen.

Der pH-Wert kann daher als einfache Kontrollgröße für die Einstellung von CO2-Düngeanlagen dienen, sofern außer CO2 keine anderen, den pH-Wert beeinflussenden Säuren (z. B. Huminsäuren) im Wasser sind. Die für die meisten Pflanzen und Fische als ungefährlich angesehene CO2 Konzentration wird bei pH-Werten zwischen 6,8 und 7,3 erzielt. Dabei sollte die Karbonathärte möglichst nicht unter 5 °dKH liegen. Vor allem für Zuchtprojekte ist das Wissen und Messen der exakten pH-Werte unabdingbar.

Ein pH-Wert von 8,2 ist vor allem für Tiere im Meerwasserbereich als optimal anzusehen. Insbesondere niedere Tiere, sogenannten Invertebraten, wie beispielsweise Korallen, können durch ihren Konsum von Calciumbikarbonat den pH-Wert und auch die Karbonathärte absinken lassen, wenn hier nicht regelmäßig für Nachschub gesorgt wird.

Tiere aus dem Malawi- oder Tanganjikasee bevorzugen leicht alkalische pH-Werte zwischen 8-8,5, im Gartenteich sollten 7,5-8,5 angestrebt werden.

Bei einem CO2 Mangel können Algen aufgrund ihrer schnellen Anpassungsfähigkeit im Rahmen ihrer Photosynthese das im Wasser verfügbare Hydrogencarbonat schnell verbrauchen und den pH-Wert dadurch in die Höhe zu treiben.

Gesamthärte (GH)
Abhängig der Herkunft wird die unterschiedlich hohe Gesamthärte von Wasser durch die Beschaffenheit seines Untergrundes bestimmt. Per definitionem ist darunter also die Gesamtkonzentration der vorhandenen Erdalkaliionen im Wasser, die vor allem aus Calcium- und Magnesiumsalzen besteht. Je nach Fischart kann oder sollte die GH unterschiedlich hoch ausfallen, zu hohe Werte sollten abgesenkt werden. Mit Osmosewasser und Mineralsalzen kann die Gesamthärte spielend einfach angepasst werden.

Empfohlene Gesamthärte-Werte:
Süßwasseraquarium (Gesellschaftsbecken): 8-25° dGH
Malawi- Tanganjikasee-Aquarium: 5-20° dGH
Pflanzenaquarien mit wenigen Fischen (Aquascaping): 3-10° dGH
Meerwasseraquarien: nicht messbar, da zu hoch. Kalzium und Magnesium separat testen.
Teiche: 6-20 °dGH


Karbonathärte (KH)
Wasser unterscheidet sich hinsichtlich seiner Herkunft und Beschaffenheit der äußeren Umgebung und weist daher eine unterschiedliche Konzentration an Mineralsalzen auf. Vor allem Erdalkali- und Alkali-Hydrogenkarbonate stellen dabei das Gros dar. Zusammen mit Karbonaten und CO2 (Kohlendioxid) stellt es das wichtigste Puffersystem im Aquarium dar, das gefährlich hohe pH-Schwankungen im Aquarium verhindert. Die Gesamtkonzentration an Hydrogenkarbonat wird beim Messen angezeigt und kann manchmal, wenn zum Beispiel vorwiegend Alkali-Hydrogencarbonate vorhanden sind, wie es stellenweise in ostafrikanischen Seen der Fall ist, sogar höher als die Gesamthärte sein. Die Karbonathärte sollte nicht unter 5°dKH liegen, wenn mit CO2 gedüngt wird. Wasserpflanzen und vor allem auch Algen verbrauchen durch ihre schnelle Assimilation bei der Photosynthese Hydrogencarbonat, was zur biogenen Entkalkung führen kann. Dadurch kann der pH-Wert in gefährliche Höhen klettern.

Empfohlene KH-Werte:
Süßwasseraquarien (Gesellschaftsbecken): 5-12° dKH
Malawi-Tanganjikasee-Aquarium: 7-20° dKH
Pflanzenaquarien mit wenigen Fischen (Aquascaping): 3-8° dKH
Meerwasseraquarien: 7-10 °dKH
Teiche: 7-10° dKH



Nitrat (NO3), Nitrit (NO2), Ammonium (NH4) & Ammoniak (NH3)
Organische Substanzen, zu denen auch Futter- und Pflanzenreste, sowie die Ausscheidungen der Fische zählen, werden im Aquarium über den sogenannten Stickstoffkreislauf abgebaut. Proteine werden dabei in Ammonium, dieses wiederum zu Nitrit und schließlich in unschädliches Nitrat umgebaut. Dafür sind vor allem verschiedene wichtige Bakterien verantwortlich. Mit einem Wassertest lassen sich daher Rückschlüsse über die Gesundheit des Aquariums ziehen. Vor allem Medikamentenkuren können diese wichtigen Bakterien abtöten und dadurch zu erhöhten Ammonium- oder Nitritwerten führen. In einem gesunden Aquarium ist das fischungiftige Ammonium beispielsweise kaum nachmessbar und dient als Pflanzennahrung. Vor allem in Kombination mit CO2 kann aber auch tödliches Ammoniak entstehen, weswegen Ammonium immer stets mit CO2 zusammen gemessen werden sollte. Auch Nitrit ist ein starkes Fischgift, das vor allem Jungtieren, Wirbellosen und vor allem Meerwasserfischen sehr zusetzen kann, bereits kleinste Konzentrationen von 0,5 – 1,0 mg/l können tödlich sein.

Sind Ammonium und Nitrit erhöht, ist davon auszugehen, dass das Aquarium aus seinem biologischen Gleichgewicht geraten und der Bakterienhaushalt irritiert ist. Bleiben hingegen aber die Nitratwerte hoch und der Ammonium-, bzw. Nitritgehalt niedrig bis nicht nachweisbar, ist der Bakterienhaushalt intakt. Allerdings ist dies ein Hinweis darauf, dass die Balance zwischen Fischen als Stickstoffproduzenten und Pflanzen als Verbrauchern nicht stimmt. Vor allem Algen fangen an zu „explodieren“, wenn der Nitratgehalt zu hoch ist und gleichzeitig auch viel Phosphat vorliegt. Als ideal gelten daher Nitratgehalte unter 30 mg/l im Süßwasseraquarium und unter 20 mg/ l im Meerwasserbecken. Im Aquascape oder Holland-Aquarium kann ein Mangel an Nitrat aber schnell zum limitierenden Faktor werden und sollte zu gedüngt werden.

Empfohlene Nitrat-Werte:
Süßwasseraquarium (Gesellschaftsaquarium): 0-50 mg/l
Malawi- Tanganjikasee-Aquarium: 0-50 mg/l
Pflanzenaquarien mit wenigen Fischen (Aquascaping): 10-30 mg/l
Meerwasseraquarien: 0-20 mg/l
Teiche: 0-10 mg/l

Phosphat – PO4
Allgemein ist Phosphat ein wichtiger Pflanzennährstoff und wird im Aquarium meist über die Ausscheidungen der Fische, aber auch Futterreste hervorgerufen. Zu hohe Phosphatwerte führen allerdings zu unerwünschtem Algenwuchs, was vor allem in stark besetzten Gewässern vorkommt. Natürliche und saubere Gewässer weisen in der Regel eine Konzentration von 0,01 mg/l und 0,07 mg/ l im Meerwasser auf. Vor allem Algen, aber auch höhere Wasserpflanzen, haben sich an die allgemeine Knappheit assimiliert und benötigen daher keine großen Vorkommen.

Phosphatwerte „explodieren“ im Aquarium regelrecht, wenn der Fischbesatz sehr hoch ist oder zu viele Ausscheidungen und Futterreste im Aquarium vergammeln. Aber auch Trinkwasser wird häufig mit Phosphat zur Desinfektion und Entkalkung versetzt. Gerade Algen vermehren sich dann sprunghaft und sind sogar in der Lage, Phosphat zu speichern und können selbst nach einer Phosphatreduktionskur weiter wachsen.

Gut bepflanzte Aquarien hingegen können das Gegenteil aufweisen: wachsen Pflanzen schwach, kann ein Mangel an Phosphaten zugrunde liegen, der mit Dünger ausgeglichen werden sollte, vor allem beim Aquascaping, aber auch im sogenannten Holland-Aquarium kann dies auftreten.

Empfohlene Phosphat-Werte:
Süßwasseraquarium (Gesellschaftsaquarium): 0-0,4 mg/l
Malawi- Tanganjikasee-Aquarium: 0-0,4 mg/l
Pflanzenaquarien mit wenigen Fischen (Aquascaping): 0,1-1,5 mg/l
Meerwasseraquarien: 0-0,1 mg/l
Teiche: <0,05 mg/l

Silikat - SiO2
Eines der am häufigsten vorkommenden Elemente auf der Erde ist Silizium.  Dabei gelangt es bei der Verwitterung von Silikatgestein als Silikat in oberflächliche und Grundgewässer. Vor allem Diatomeen- sogenannten Kieselalgen, aber auch einigen Wasserpflanzen wie Hornkraut sowie Kieselschwämmen dient es als Nahrungsgrundlage. Grundsätzlich sind Silikate nicht giftig und werden daher auch nicht in der Trinkwasserverordnung aufgeführt, spielen aber in der Aquaristik doch manchmal eine größere Rolle.

In Leitungswässern kommen regional unterschiedlich daher verschieden hohe Gehalte an gelöstem Silikat vor. Vor allem neue Aquarien werden häufig durch bräunliche Kieselalgen erstbesiedelt. Diese Beläge verschwinden nach gewisser Zeit von selbst, vor allem aber, wenn andere Algen und Mikroorganismen in Konkurrenz dazu getreten sind und den Silikatgehalt im Waser reduzieren. Aber auch nach Wasserwechseln und häufig auch im Meerwasseraquarium tauchen häufiger Kieselalgenbeläge auf. Für letztere sollte daher eher auf Osmosewasser als Grundwasser zurückgegriffen werden. Der Silikatgehalt sollte im Meerwasseraquarium unter 0,4 mg/ l liegen, im Süßwasseraquarium unter 1,2 mg/l.

Eisen – Fe
Für pflanzliche und tierische Organsimen ist Eisen ein eher unentbehrliches Spurenelement, das, kombiniert mit CO2, entscheidet über ein gutes Pflanzenwachstum und ständig benötigt wird. Vor allem gelbliche bis glasige Blätter weisen auf einen Eisenmangel hin, der mit einem guten Dünger wieder ausgeglichen werden sollte. Ein Messen des Eisenwertes ist sinnvoll, vor allem, wenn Pflanzen plötzlich Farbe verlieren und junge Blättchen nahezu transparent wirken. In stark bepflanzten Aquarien kann ein Wert bis 0,6 mg/l sinnvoll sein, im normalen Aquarium zwischen 0,1-0,2 mg/l. Im Meerwasser sind 0,05 mg/l ausreichend.

Kupfer – CU
Als Spurenelement ist Kupfer in gewissen Konzentrationen lebensnotwendig, ist aber dennoch ein Schwermetall, das darüber hinaus als Zellgift tödlich wirkt. Meist gelangen Kupferkozentrationen über das Leitungswasser- hier: alte Wasserleitungen- ins Aquarium.  Vor allem, wenn Wasser längere Zeit in der Leitung stand, führt es häufig gelöste Kupferrückstände mit sich, weswegen es vor dem Wasserwechseln eine Minute abgelaufen sein sollte. Auch Regenrinnen aus Kupfer können diesen Effekt bewirken, weswegen Regenwasser nur offen aufgefangen werden sollte, wenn es im Aquarium Verwendung finden soll. Einige Medikamente führen Kupfer zu, aber auch Algenvernichtungsmittel nutzen das Schwermetall. Für eine gewisse Zeit können Fische dieses vertragen, während Algen und Parasiten absterben. Anschließend sollte es dennoch aus dem Wasser gefiltert werden. Vor allem Wirbellose, aber auch Welse, Knochenfische und Störe reagieren empfindlich bis tödlich auf Kupfer.

Immer auf Kurs bleiben

Wassertesten ist eine der gängigsten Praxen, um sicherzustellen, dass sowohl das Wasser, als auch die Fische gesund sind und bleiben und wird leider häufig noch belächelt. Auch der erfahrenste Aquarienprofi greift immer mal wieder zum Test Kit, um herauszufinden, ob seine Aquarien noch auf Kurs sind.

Gerade Anfänger in der Aquaristik sollten von Anfang an auf regelmäßige Wassertests setzen und versuchen, diese ebenso zu verstehen und zu „lesen“. Denn dann erklärt sich die übrigen Aquaristik beinahe schon von ganz alleine. Nicht zuletzt ist das Wassermessen praktisch eine „Geheimwaffe“, um Krankheiten und Algenplagen vorzubeugen.


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