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Chris Lukhaups Flaggenbilder - die Idee und ihre fotografische Umsetzung

Inhaltsverzeichnis

 

Chris Lukhaup ist für seine fantastischen Fotos von Aquarium Tieren bekannt, und seinerzeit machten seine sogenannten Flaggenfotos als innovative Präsentation von Zwerggarnelen im Aquarium in der Aquaristik Szene Furore. Was sind Flaggenbilder? Für diese Aquarium Fotos setzte Chris Lukhaup Garnelen farblich sortiert so auf einen Stein, dass sich die Nationalfarben verschiedener Landesflaggen ergaben - eine lustige Idee, die von internationalen Sportereignissen inspiriert wurde.

Hier im Blog verrät uns Chris nicht nur, wie er auf die Flaggenbilder kam, sondern generell, wie er Garnelen behandelt, die er als Fotomodelle für seine Aquarium Fotos verwendet, wie er sie dazu bringt, sich so schön zu zeigen, wie wir sie von seinen Fotos kennen und welches Foto Setup er nutzt.

Wie bist du auf die Idee der Flaggenbilder gekommen?

Chris Lukhaup: Die Idee kam mir bei der Fussball WM 2010, als ich die ganzen Deutschlandfahnen gesehen habe. Ich dachte mir, bei dem Angebot an farbigen Garnelen muss es doch möglich sein, so ein Bild zusammenzustellen.

Die deutsche Flagge war ursprünglich mit einer roten und gelben Fire (Neocaridina davidi) und einer schwarzen Tigergarnele geplant. Dass ich dann das Glück hatte, eine so schöne schwarze Fire zu bekommen, war natürlich ideal. So konnte ich das Bild nur mit einer Art schiessen. Ich denke, es ist möglich, auch andere Fahnen zu machen - nur bei den Stars and Stripes werde ich mich schwertun.

Deutschland-Flagge-Garnelen

Woher stammen deine Garnelen?

Chris Lukhaup: Die Flaggenbilder wurden gesponsort von Herbert Nigl (Aquarium Dietzenbach), der mir viele Garnelen für meine Shootings zur Verfügung stellte und noch stellt; von ihm kamen 2011 im Prinzip fast alle Garnelen, die ich ablichtete. Auch die gelbe und die rote Garnele stammten von ihm. Die schwarze N. davidi (damals noch: N. heteropoda) stammt von Michael Nadal, der sie mir freundlicherweise geschenkt hat.

Die schwarze Garnele habe ich an einen namhaften Züchter weitergegeben, da sie zu dem Zeitpunkt Eier trug und wir alle daran interessiert sind, dass gute Züchter diese Tiere weiter vermehren.

Wie hast du es geschafft, dass die Garnelen fürs Foto ruhig dasitzen?

Chris Lukhaup: Zu einem Fotoshooting, bei dem man mit Tieren arbeitet, gehört immer der Faktor Geduld. Außerdem ist es von Vorteil, wenn man weiß, wie Garnelen "ticken".

Ich muss zugeben, dass Zwerggarnelen im Aquarium normalerweise nicht so geordnet dasitzen - das passiert mehr als selten, und wahrscheinlich müsste man Wochen vor dem Aquarium sitzen, bis die Tiere sich zufällig in so einer Reihe anordnen.

Der Vorteil ist, dass mein Fotoaquarium nicht sehr groß ist. Es fasst nur ca. 12 bis 13 Liter Wasser.

Wenn man also einen Stein dort reinsetzt, dann ist das schon mal ein Punkt, an dem sich die Garnelen orientieren und den sie gerne aufsuchen, um fressbares zu finden. Vor allem, wenn der Stein längere Zeit in einem anderen Aquarium gelegen hat, scheint viel interessantes und fressbares auf dem Stein zu sein.

Natürlich spielt auch das Alter der Tiere eine sehr große Rolle: Wenn man mal genau schaut, arbeite ich hauptsächlich mit adulten Tieren, vorzugsweise mit Weibchen. Junge Garnelen,und meist auch die Männchen sind oft hektischer und aufgeregter.

Ich lasse meine Foto Garnelen auch meistens 1-2 Tage im Becken, bevor ich sie ablichte. So können sie sich vom Umzugstress erholen, wieder Farbe zeigen und das Aquarium erkunden.

Nach 1-2 Tagen ist das getan, und die Garnelen sind wesentlich relaxter.

Frankreich-Flagge-Garnelen

Wie kommt es aber, dass sie genau in dieser Reihenfolge sitzen? Wie gesagt, die älteren Weibchen kann man beeinflussen, weil sie nicht so wuselig sind wie die Männchen oder insgesamt junge Garnelen.

Ich rede gedanklich mit den Tieren, gleichzeitig nutze ich aber auch das aus, was ich beobachtet habe: Fire Red Weibchen sind zum Beispiel sehr einfach abzulichten. Im Prinzip kann man sie "dressieren", das zu tun, was man gerne möchte - in meinem Fall still auf dem Stein zu sitzen.

Ich glaube, die Garnelen merken nicht mal was von dem Shooting. Alles in allem kommt dabei aber keine einzige Garnele zu Schaden.

Wie "denken" Garnelen, und woher weißt du, wie sie ticken?

Chris Lukhaup: Ich vermute mal, dass Garnelen gar nicht denken, sondern dass sie einfach ihrem Instinkt folgen. Wenn keine Fische im Aquarium leben, merken Garnelen das schnell und verhalten sich ganz anders als wenn Fische respektive Fressfeinde im Aquarium sind, das ist klar. Oft zeigen Garnelen sogar andere Farben, wenn das Aquarium fischlos ist.

Garnelen reagieren mit ihrer Farbe auch auf die Wasserverhältnisse - und sie sind natürlich meistens hungrig!

Wenn man ihnen alles bietet, was sie gerne mögen, und sie keinen Stress haben, dann sind Garnelen eigentlich sehr einfache Models für die Aquaristik Fotografie. Es gibt viele andere Tiere, bei denen ich beim Fotografieren fast verzweifle, weil sie sehr schnell sind oder wegfliegen, und dann hat sich das mit dem Foto.

Auch muss man wissen: Ich habe manchmal 1-3 gute Bilder bei 200 geschossenen. Gut, dass es die digitale Fotographie gibt! Im Prinzip nutze ich nur das aus, was ich an den Tieren beobachte, um dann ein gutes Foto zu machen.

Wie ist dein Foto Setup?

Chris Lukhaup: Ich sitze ja schon seit vielen Jahren vor dem Aquarium und beobachte und studiere die Garnelen. Wenn man meine Bilder der letzen Jahre anschaut, kann man eine stetige Verbesserung feststellen. Das ist nicht nur, weil meine Ausrüstung besser geworden ist!

Natürlich ist auch das Equipment wichtig, doch ohne ein gutes Auge, Geduld, das nötige Hintergrundwissen und den Ehrgeiz, es immer besser machen zu wollen, nützt das beste Equipment nicht viel.

Im Prinzip kann natürlich jeder Bilder von Garnelen machen, doch außergewöhnliche Fotos sind das, was mich wirklich reizt.

Rumaenien-Flagge-Garnelen

Ich habe mich entschlossen, mit meiner Ausrüstung immer up to date zu sein - und auch in Sachen Licht, das für mich das wichtigste in der Aquarienfotographie ist. In einer Softbox habe ich die optimale Lösung gefunden.

Momentan (wir erinnern uns, das Interview fand im Jahr 2011 statt) arbeite ich mit einer Canon 5 D Mark II, die ich für Habitataufnahmen und zum Filmen gebrauche, und natürlich mit der Canon 7 D, eine super Cam.

Ein Makroobjektiv ist natürlich Pflicht - genauso wie einige Zwischenringe. Dazu kommt, dass ich über die Jahre durch Trial and Error die besten Einstellungen (z.B. für den Weißabgleich, die Verschlusszeit etc.) für ein gutes Aquarium Foto rausgefunden habe.

Ich spreche hier allerdings nur für mich! Es gibt andere sehr gute Aquarium Fotografen, die es sicherlich anders machen als ich, und die ebenfalls wunderbare Aufnahmen machen.

Arbeitest du mit Bildbearbeitungsprogrammen?

Chris Lukhaup: Ja, ich arbeite damit, zum Beispiel mit Photoshop oder Lightroom. Wenn ich ein Bild allerdings nicht in 3 -5 Minuten bearbeitet habe, lasse ich es lieber weg. Eine übermäßige Bearbeitung sieht man den Bildern an. Ich füge lediglich ein wenig Kontrast hinzu, ca. 3-5 %, und ca. 7-8 % Farbe.

Viele Fotos sind allerdings schon aus der Cam heraus gut, und ich muss fast gar nichts machen.

Wenn ich die Bilder verkleinere, schärfe ich sie minimal nach. Sind die Vorbereitungen gut, dann muss man im Nachnein nicht soviel ausbessern. Dazu gehört auch, das ich einen Tag vor dem Shooting immer einen Wasserwechsel mache und vorher noch die Scheiben putze. Der Unterschied ist deutlich sichtbar.

Was passiert mit deinen Models, wenn du mit dem Fotoshooting fertig bist?

Chris Lukhaup: Es ist so, dass ich die meisten Tiere geschenkt bekomme, vor allem, wenn es sich um Neuimporte handelt. Nach dem Shooting gehen fast 99 % der Garnelen zu Aquarianern, die sie gerne aufnehmen. Ich verschenke also die meisten von ihnen.

Ich habe zwar einige Dennerle Cubes zu Hause stehen, aber leider kann ich nicht alle meiner Fotomodelle aufnehmen. Ich beschränke mich auch hier nur auf die Haltung und Beobachtung und konzentriere mich nicht auf die Zucht.

Chris, wir danken dir für dieses Interview.

Chris Lukhaup: You are welcome!


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