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Piranhas im Aquarium

 

Für viele Freunde großer Raubfische ist ein Piranha Aquarium ein echter Traum. Kaum ein Fisch hat sich eine solche Berühmtheit erarbeitet wie der angeblich blutrünstige Piranha. Viele gruselige Legenden ranken sich um die Sägesalmler aus den südamerikanischen Tropen: So sollen Piranhas mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen problemlos ein ganzes Pferd verspeisen können und auch vor Menschen nicht Halt machen. Dass bei solchen Geschichten sehr viel Anglerlatein im Spiel sein dürfte, ist aber auch klar!

Wie gefährlich sind Piranhas wirklich?

In Wirklichkeit wird die Gefährlichkeit von Piranhas oft sehr stark übertrieben. Nur wenn die Raubfische stark unter Stress stehen oder in die Enge getrieben werden, greifen sie an - ebenso, wenn sie sehr hungrig sind oder ein Gelege verteidigen. Die meisten Bissverletzungen bei Badenden stammen daher, dass die Menschen einem Piranha Gelege zu nahe kamen. Interessanterweise reagieren einige Arten aggressiv auf die Farbe Rot.

Im Aquarium zeigen sich gut gehaltene Piranhas als eher scheue und ruhige Aquarienfische. In ihren natürlichen Habitaten übernehmen Piranhas die wichtige Aufgabe der Gesundheitspolizei: Kranke und tote Tiere werden gefressen, was die Ausbreitung von Seuchen verhindern kann. Gegen Krankheitserreger sind Piranhas sehr resistent, was ihnen bei ihrer Aufgabe als Aufräumtrupp entgegenkommt. So können sie problemlos auch Aas fressen, das schon etwas länger liegt.

Piranhas_Aquarium

Lediglich die Arten der Gattung Pygocentrus greifen überhaupt warmblütige Tiere an. Dabei kommt es aber auch eher zu einzelnen Bissverletzungen. Dass lebende Tiere von Piranhas innerhalb kürzester Zeit bis aufs Skelett abgenagt werden, konnte in keinem einzigen Fall belegt worden.

Piranhas auf der Jagd machen allerdings keine Kompromisse, und so kommt es innerhalb des Schwarms häufig zu Bissverletzungen. Das Heilungsvermögen von Piranhas ist legendär. Innerhalb kürzester Zeit verheilen die Wunden, und sogar abgebissene Flossen wachsen wieder nach - was den Piranha für die Wissenschaft interessant macht.

Einige Worte vorab

Der bisher älteste Piranha im Aquarium erreichte das stolze Alter von 34 Jahren; in der Regel haben Piranhas im Aquarium eher eine Lebenserwartung von etwa 15 Jahren. Bevor du dir eine Gruppe Piranhas zulegst, musst du dir daher klar machen, dass du hier eine längere Verpflichtung eingehst - adulte Piranhas sind nicht sonderlich einfach zu vermitteln.

Des weiteren musst du dir bewusst machen, dass man bei Pflege und Wartungsarbeiten nicht einfach so in ein besetztes Piranha Aquarium greift. Natürlich sind Piranhas nicht die alles verschlingenden Monster, als die sie so gerne dargestellt werden - jedoch können sie bei Stress durchaus angriffslustig reagieren. Ihre rasiermesserscharfen Zähne setzen sie ein, wenn sie meinen, sich verteidigen zu müssen. Dass du in guter Absicht ins Aquarium fasst, können die Fische ja leider nicht ahnen! Bei Arbeiten im Piranha Aquarium ist es daher sicherlich sinnvoll, Handschuhe zu tragen.

Piranha-Finger

Die Haltung von Piranhas im Aquarium erfordert viel Platz - bei zu wenig Ausweichmöglichkeiten können Piranhas innerartlich sehr aggressiv werden und sich bei ihren Rangkämpfen ernste Verletzungen zufügen. Piranhas sind immer hungrig und müssen jeden Tag gefüttert werden - Hungerstress macht sie sehr aggressiv.

Die Haltung von Piranhas in einem Heimaquarium ist nichts für Einsteiger - etwas Aquaristik Erfahrung brauchst du, wenn du die interessanten Sägesalmler artgerecht halten willst!

Taxonomie der Piranhas

Piranha ist nicht gleich Piranha! Der Name Piranha kommt aus der Sprache der Tupí-Guaraní und setzt sich aus pirá für Fisch und anha für Zahn zusammen. Die Bezeichnung bezieht sich aber nicht nur auf eine einzelne Fischart, sondern auf eine ganze Gruppe von Raubfischen, innerhalb der großen Familie der Sägesalmler (Serrasalmidae).

Ihren Namen tragen Piranhas zu Recht: Die rasiermesserscharfen Zähne sitzen fest verankert im Unterkiefer der Lauerjäger. Die Seiten des Unterkiefers erinnern bei den Sägesalmlern von der Form her deutlich an Sägeblätter, die mit etwas nach hinten gebogenen Sägezähnen besetzt sind.

Insgesamt gibt es in der Klade der Piranhas fünf Gattungen. Früher waren alle Piranhas in der Gattung Serrasalmus zusammengefasst. Die Arten in den einzelnen Gattungen sind unterschiedlich stark aggressiv. Gesellig sind sie alle, Piranhas sollten niemals alleine gehalten werden, weil sie dann unglaublich viel Stress haben und krank werden können. Nur eine ausreichend große Gruppe von Artgenossen gibt den Raubsalmlern Sicherheit. Ans Aquarium haben die verschiedenen Piranha Arten meist sehr ähnliche Ansprüche.

Die richtige Aquarieneinrichtung für Piranhas

Piranhas brauchen ein sehr großes Aquarium - für eine Gruppe von fünf bis acht Tieren sollte das Aquarium nicht unter 1.000 Liter fassen, je mehr Volumen, desto besser. Die Schwarmfische halten sich tendenziell eher in der Aquarienmitte auf.

Als Substrat empfehlen wir Sand oder sehr feinen Kies. Piranhas buddeln Laichgruben, daher sollte das Aquarium zwar reichlich bepflanzt werden, aber auch Freiflächen aufweisen.

Eine gute Strukturierung mit hoch wachsenden Aquarienpflanzen, Steinen und Wurzelholz ist für Piranhas im Aquarium wichtig. Mit der Aquariendekoration kannst du den Fischen Höhlen und Unterstände arrangieren, die sie dankbar annehmen.

Piranha-im-Aquarium

Eine grelle Beleuchtung brauchen Piranhas nicht, sie mögen gerne eher gedämpftes Licht im Aquarium. In ihrer Heimat leben sie in eher schlammigen Gewässern mit trübem Wasser. Eine Decke aus Schwimmpflanzen kann im Piranha Aquarium für die Abschattung gute Dienste leisten.

Finden Piranhas im Aquarium nicht genügend Deckung und Rückzugsmöglichkeiten und bei zu grellem Licht neigen die Raubfische zu Stressreaktionen und zeigen sich ausgesprochen schreckhaft. Bei der kleinsten Bewegung vor dem Aquarium schießen die Zierfische in blinder Flucht davon, was zu Kollisionen mit Glas oder Aquariendeko und zu erheblichen Verletzungen führen kann.

Piranhas orientieren sich häufig mit ihrem extrem gut entwickelten Geruchssinn. Ihre Nasenlöcher bestehen aus je zwei Öffnungen, durch die Wasser an der Riechschleimhaut vorbei geleitet wird.

Die Wasserqualität im Piranha Aquarium

Piranhas sind kleine Fressmaschinen und haben eine sehr aktive Verdauungsrate. Andererseits vertragen die Raubsalmler Wasserbelastungen gar nicht gut. Für dein Piranha Aquarium brauchst du daher eine sehr leistungsfähige Filterung. Gut bewährt haben sich mehrere Filter, die an verschiedenen Stellen am Aquarium sitzen. Auch regelmäßige großzügige Wasserwechsel helfen beim Erhalt einer guten Wasserqualität und sind für eine erfolgreiche Piranha Haltung Voraussetzung.

In der Natur findet man Piranhas praktisch ausschließlich in Weißwasserflüssen, nicht im Schwarzwasser. Die Wasserwerte im Aquarium können daher weich bis mittelhart sein, mit einem neutralen bis leicht sauren pH-Wert.

Piranhas richtig füttern

Es gibt insgesamt 38 rezente Arten in der Gruppe der Piranhas. Erstaunlicherweise gehören sie alle nicht zu den Carnivoren, sondern zu den Allesfressern. In den Mägen der verschiedenen Piranha Arten findet man neben anderen Fischen, Würmern, Krebstieren, Vögeln und anderen Wirbeltierresten auch Grünzeug, Früchte und Samen.

Im Aquarium fütterst du deine omnivoren Piranhas am besten mit ganzen Fischen wie zum Beispiel Stinten, die du als Frostfutter kaufst. Auch Tintenfischringe oder Fischfilet kannst du mal als Leckerli füttern. Lebende Fische oder überhaupt Wirbeltiere an Piranhas zu verfüttern verbietet das Tierschutzgesetz!

Tote Futterfische bewegst du am besten mit einer Zange oder Pinzette hin und her (niemals mit der Hand!!!), um den Jagdreflex deiner Piranhas auszulösen. Insbesondere bei frisch importierten Wildfängen kann dies notwendig sein. Auch Garnelen kannst du verfüttern - tiefgefroren oder lebend, ebenso je nach Größe deiner Piranhas auch Würmer und Mückenlarven. Etwas Pflanzenkost als Ergänzung ist sinnvoll; auch weiche Früchte werden teilweise gerne angeknabbert.

Tiefgefrorenes Futter für Piranhas solltest du vor dem Verfüttern auftauen lassen. Am besten fütterst du deine Piranhas an mehreren verschiedenen Plätzen gleichzeitig, damit es keine Streitigkeiten ums Futter gibt. Wie andere Raubfische auch gibst du deinem Piranha Schwarm immer nur so viel Futter, wie die Zierfische in drei bis vier Minuten bewältigen können. Manche Piranhas kann man sogar an Spezialfutter aus dem Fachhandel gewöhnen.

Kann man Piranhas im Aquarium mit anderen Fischen vergesellschaften?

Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Nein. In einem Piranha Aquarium gilt für andere Fische: Entweder sie sind so groß, dass sie Piranhas fressen, oder sie werden von den Lauerjägern gefressen oder zumindest angeknabbert. Piranhas gehören deshalb immer in ein ausreichend großes Artbecken.

Piranhas müssen immer im Schwarm gehalten werden. In Einzelhaft sind diese Sägesalmler so stark gestresst, dass sie einen frühen Tod sterben.

Piranha-Schwarm

In ihrer südamerikanischen Heimat leben Piranhas in großen Schwärmen. Im Aquarium reicht je nach Aquariengröße eine Gruppe von 6 bis 8 Artgenossen, damit sich die eigentlich scheuen Salmler einigermaßen sicher fühlen.

Die Zucht von Piranhas im Aquarium

In einem ausreichend großen Aquarium ist die Zucht von Piranhas durchaus möglich. Die meisten Arten heben eine Laichgrube im Substrat aus, in der sie meist in den frühen Morgenstunden ablaichen. Die Männchen bewachen die Gelege, die aus bis zu 4000 Eiern bestehen können. Die Larven schlüpfen nach wenigen Tagen und liegen zunächst am Boden. Wenn der Dottersack aufgezehrt ist, schwimmen sie frei. Zur Aufzucht solltest du die kleinen Piranhas absaugen und umsetzen, damit sie nicht gefressen werden. Zunächst werden sie mit Artemia Nauplien gefüttert und mit zunehmender Größe dann mit Mückenlarven, Fischfilet und später auch mit ganzen kleinen gefrorenen Fischen. Das Aufzuchtaquarium muss entsprechend groß sein und viele Versteckplätze aufweisen. Die kleinen Piranhas sind untereinander schon ziemlich aggressiv.

Achtung: Jungtiere werden von einem bestehenden Schwarm nicht aufgenommen! Sie brauchen daher ein eigenes Aquarium, in dem du sie dauerhaft halten kannst.

Was muss ich beachten, wenn ich Piranhas im Aquarium pflegen will?

Piranhas sind in ihrer Heimat weder bedroht noch besonders geschützt. Ihre Haltung als Haustiere muss in Deutschland nicht genehmigt werden. Lediglich das Aussetzen von Piranhas in natürliche hiesige Gewässer ist verboten - aber das versteht sich ja eigentlich sowieso von selbst!

Kurzvorstellung einiger bekannter Piranha Arten fürs Aquarium

Roter Piranha, Natterers Piranha - Pygocentrus nattereri (Serrasalmus nattereri)

Der Rote Piranha ist DER Piranha schlechthin. In der Aquaristik trifft man den Raubfisch ziemlich häufig an. Benannt wurde Natterers Piranha nach Johann Natterer, einem österreichischen Naturforscher, Zoologen und Sammler, der unter anderem die Typusexemplare der Art sammelte. Der rote Bauch ist besonders auffällig. Rote Piranhas haben eine sehr weite Verbreitung von Venezuela über Kolumbien, Guayana, Ecuador und Peru bis Brasilien, Bolivien, Paraguay, Argentinien und Uruguay. Eingeschleppt wurde der Rote Piranha in die USA, wo er in den wärmeren Bundesstaaten gefunden wird - dort ist die Haltung von Pygocentrus nattereri als invasive Art mittlerweile nicht mehr erlaubt.

Rote Piranhas werden bis knapp 4 kg schwer und bis 30 cm lang.

Empfohlene Wasserwerte:

  • Temperatur: 23-27 °C
  • pH-Wert: 5,5 bis 7,2
  • Gesamthärte: 4 bis 20 °dGH

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Black Spot Piranha, Roter Schulterfleck Piranha - Pygocentrus cariba (Serrasalmus cariba)

Der Black Spot Piranha oder Rote Schulterfleck Piranha ist zeigt den typischen schwarzen Schulterfleck. Pygocentrus cariba ist im Orinocobecken und in Venezela verbreitet. Die Art ist ein sehr schneller Schwimmer und zeigt sich als sehr territorial.

Beim Schulterfleck Piranha handelt es sich um die zweitgrößte bekannte Piranha Art. Die Raubfische werden 30 bis 40 cm lang.

Empfohlene Wasserwerte:

  • Temperatur: 24-30 °C
  • pH-Wert: 5,5 bis 7,5
  • Gesamthärte: 4 bis 20 °dGH

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Gelber Piranha, Peruanischer Piranha - Serrasalmus gibbus

Der sehr selten importierte Gelbe Piranha oder Peruanische Piranha hat eine etwas länglichere Körperform als andere, eher scheibenförmige Piranha Arten. Pygocentrus gibbus ist in Brasilien, Peru und in Französisch Guayana verbreitet und wurde vermutlich über Zuchtfarmen für die Aquaristik nach Indonesien verschleppt, wo er als invasive Art gilt. Der Gelbe Piranha wird nicht so groß wie andere Piranha Arten.

Der Peruanische Piranha wird um 21 bis 25 cm lang.

Empfohlene Wasserwerte:

  • Temperatur: 24-30 °C
  • pH-Wert: 5,5 bis 7,5
  • Gesamthärte: 4 bis 20 °dGH

Schwarzer Piranha - Serrasalmus rhombeus

Der Schwarze Piranha ist von eher dunkler Farbe. Schwarze Piranhas findet man in einem weiten Verbreitungsgebiet von Peru über Bolivien, Venezuela, Surinam, Guyana und Brasilien in recht unterschiedlichen Gewässern, von langsam fließenden Flüssen bis hin zu Seen. Die Art ist weniger schreckhaft und etwas aggressiver als der Rote Piranha. Sein relativ großes Gebiss kann ordentlich Schaden machen.

Beim Schwarzen Piranha handelt es sich um eine der größten bekannten Piranha Arten. Die Raubfische werden bis 45 cm lang und bis 3 kg schwer. Mit zunehmendem Alter werden Schwarze Piranhas solitär, während jüngere Serrasalmus rhombeus in Schwärmen jagen.

Empfohlene Wasserwerte:

  • Temperatur: 24-30 °C
  • pH-Wert: 5 bis 7,5
  • Gesamthärte: 4 bis 20 °dGH

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Wimpelpiranha - Catoprion mento (Serrasalmus mento)

Der Name Wimpelpiranha bezieht sich auf die etwas längeren Flossen. Catoprion mento ist im Amazonasgebiet verbreitet sowie im Orinocobecken, im Stromgebiet des Essequibo und im oberen Becken des Rio Paraguay.

Wimpelpiranhas ernähren sich in der Natur teils von den Schuppen größerer Fischarten, die sie von unten nach oben mit ihrem scharfen Gebiss abfressen, was ihm den Beinamen Schuppenfressender Piranha eingebracht hat. Im Aquarium kannst du den Raubfisch wie alle anderen Piranha Arten mit einer Mischkost aus Frostfisch, Garnelen und Würmern sowie etwas pflanzlicher Beikost ernähren.

Bei diesem Wimpelpiranha handelt es sich um eine kleinere Piranha Art. Die Raubfische werden nur ca. 15 cm lang, ein Schwarm jüngerer Wimpelpiranhas darf schon in ein Aquarium ab 150 cm Länge. Mit zunehmendem Alter werden Wimpelpiranhas zu Einzelgängern; als Jungtiere jagen sie im Schwarm.

Empfohlene Wasserwerte:

  • Temperatur: 23-27 °C
  • pH-Wert: 5 bis 6
  • Gesamthärte: 4 bis 8 °dGH

Anders als die meisten anderen Piranha Arten leben Wimpelpiranhas in ihrer heimatlichen Gewässern im Schwarzwasser. Ein Zusatz von Huminstoffen ist daher für die erfolgreiche Haltung von Catoprion mento förderlich.


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