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West Papua - Irian Jaya mit Chris Lukhaup 2010

 

Warum Papua?

UB: Hallo Chris, schön, dass du dir Zeit genommen hast, um mit uns über deine letzte Expedition zu reden. Wie seid ihr eigentlich überhaupt auf Papua gekommen? Du hast ja schon früher öfter darüber geredet, dass du dort unbedingt mal hinwillst ...

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Chris Lukhaup: Ich wollte schon immer mal nach Papua, dort gibt es Krebsarten, die noch kein westliches Auge gesehen hat. Die Gegend gilt als eine der artenreichsten der Welt. Drei Krebsarten von dort habe ich (Stand 2011) schon beschrieben, Cherax peknyi, C. holthuisi und C. boesemani.

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Ich unterstütze Thomas v. Rintelen beim Artenpatenschaftenprogramm der Humboldt-Universität Berlin, und er fragte mich, welche Expedition ich am interessantesten fände. Und von Papua träumt man einfach als Fan von Humboldt und Darwin, das ist was für Entdecker, Forscher, Abenteurer, dort kann man den Spirit noch fühlen.

Land und Leute

UB:Erzähl uns doch ein bisschen über Land und Leute in West Papua.

Chris Lukhaup: West-Papua gehört zu Indonesien, aber strebt nach Unabhängigkeit, Triebfeder ist die Bewegung für ein Freies Papua (OPM — Organisasi Papua Merdeka). Das indonesische Militär und die Polizei sind sehr präsent dort.

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Man kann sicher sagen, dass diese Region eine Welt für sich ist und definitiv nichts für Pauschaltouristen. Man sollte dort keinesfalls alleine hinfahren, die Wiederkunft wäre da etwas zweifelhaft. Dort gibt es auch keine deutsche Botschaft, du bist also total auf dich gestellt, es sei denn, du hast die Unterstützung von Einheimischen.

Aufgrund des Konflikts um die Unabhängigkeit und auch wegen diverser aggressiver Ureinwohner-Stämme war die Region lange für ausländische Reisegruppen, auch Forscher, gesperrt, wir waren seit Jahren das erste Team, das dort mehr oder weniger forschen konnte. Viele der Ureinwohner hatten vor uns noch nie einen Weißen gesehen, entsprechend wurden wir begafft, wohin wir auch kamen.

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In der Region gibt es große Vorkommen von Kupfer und auch Gold, und einige Minengesellschaften versuchen, sie auszubeuten. Es ist viel zu holen, und auch die indonesische Regierung ist sehr daran interessiert, dass Minen entstehen und die Bodenschätze abgebaut werden. Diese Entwicklung hat die Menschen dort in die Neuzeit katapultiert.

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Sie lebten jahrtausendelang im Einklang mit der Natur, und jetzt werden sie von der Zivilisation überrollt. Klar, dass sie damit nicht so gut umgehen können, das ging einfach viel zu schnell - von der Mentalität her sind sie noch praktisch in der Steinzeit, aber mit dem Handy am Ohr. Die Missionare haben leider nur ihren Glauben gebracht, den Menschen aber nicht beigebracht, wie man mit der Zivilisation umgeht.

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Und die zugewanderten Indonesier aus Java, Borneo und Sumatra, die für die Minengesellschaften dort arbeiten, sind kein gutes Vorbild. Auch unser einheimischer Fahrer ging mit schlechtem Beispiel voran... Leere Plastikflaschen wurden einfach aus dem Autofenster in die Botanik entsorgt.

Ein sehr beliebtes Zahlungsmittel dort sind Schweine, die werden als Statussymbol angesehen wie bei uns der Mercedes. Sie dürfen überall herumlaufen und liegen im Schlamm, abends trotten sie dann wieder in den heimischen Stall. Als wir mit dem Buschflieger in Enarotali landen wollten, mussten wir eine Platzrunde fliegen, weil die Schweine erst noch von der Landebahn getrieben werden mussten.

Enarotali ist die verdreckteste Stadt, die ich jemals gesehen habe und stinkt extrem - aber weniger wegen dieser Schweine, sondern wegen des Mülls.

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Es gab dort sogar Telefon und Internet, aber so langsam, dass wir keine Bilder verschicken konnten. Die Minengesellschaften sind schon darauf bedacht, ihren Arbeitern einen gewissen Komfort zu bieten.

Durch die Politik der Minengesellschaften wurden die Ureinwohner stark benachteiligt und haben nun sofort Angst, dass ihnen etwas weggenommen wird, wenn Fremde kommen. Unsere Arbeit wurde dadurch sehr erschwert. Wir hatten zwar immer um Erlaubnis gefragt und auch die geforderten Summen bezahlt, aber kaum hatten wir das getan, war derjenige plötzlich nicht mehr zuständig, und der nächste kam an, der ebenfalls um Erlaubnis gebeten und dafür bezahlt werden wollte. Und wenn sich auf einmal mitten auf dem See der Preis auf das dreifache erhöht, bezahlst du - du willst ja nicht zurückschwimmen.

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Es gibt da einige Geschichten, nicht nur wir haben die Erfahrung gemacht, dass alles und jedes Geld kostet. Eine Firma hatte Land gekauft, um einen Funkturm zu errichten. Als der dann stand, kamen die Ureinwohner und verlangten das zehnfache des Preises, da die Firma ja zwar den Boden, aber nicht die Luft bezahlt hatte. Dieser Funkturm ging nie in Betrieb und rottet jetzt vor sich hin.

Eine andere Firma kaufte Land und begann dort zu graben. Als sie den Mutterboden abgetragen hatten, kamen die Papuanis und verlangten Neuverhandlungen, da ja der gekaufte Boden abtransportiert war und die Firma nun den Boden darunter ebenfalls kaufen sollte. Auch wenn Land mit Bäumen gekauft wurde, ernten die Papuanis dort weiterhin fröhlich die Früchte, weil ja schließlich nur das Land und nicht die Bäume bezahlt worden waren.

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Im Prinzip darf man es diesen Menschen nicht krumm nehmen, dass sie auf ihre Art und Weise zu überleben versuchen, wir fanden nur sehr unfair, dass es ausgerechnet uns traf, wir wollten ihnen ja wirklich nichts böses.

Es waren aber nicht alle Bewohner dort feindselig, einige haben uns auch freundlich empfangen. Den Bürgermeister von Enarotali habe ich ein paarmal fotografiert, und er war davon so begeistert, dass er mich einlud, wiederzukommen.

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In entlegenen Gegenden tragen vor allem die älteren Männer noch als einziges Kleidungsstück den Penisköcher, die Frauen tragen mittlerweile eigentlich fast alle T-Shirts.

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Natürlich habe ich auch so einen Köcher mitgebracht, und auch sonst noch einige Sachen, unter anderem 2 Bögen mit Pfeilen. Einen davon hat mir der Bürgermeister geschenkt, einen habe ich einem der Ureinwohner abgekauft. Er verlangte einen für seine Verhältnisse sehr hohen Preis von 1 Million Rupien, was in etwa einem Jahresgehalt dort entspricht, umgerechnet sind das ungefähr 100 Euro. Er war ziemlich platt, als ich gar nicht gehandelt habe, sondern den Bogen sofort kaufte. Obwohl ich viel von meinen mitgebrachten Sachen verschenkt hatte, hatte ich auf dem Rückflug trotzdem noch 50 kg Gepäck.

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Das Essen dort ist sehr scharf gewürzt und absolut gewöhnungsbedürftig. Die übliche Mahlzeit besteht aus Reis, etwas Gemüse, Krebsen oder Fisch. Ich aß praktisch nur weißen Reis am Anfang, später habe ich dann auch andere Dinge probiert. Nur beim Fleisch und beim Fisch konnte ich mich beherrschen, da es keine Kühlmöglichkeiten gibt, liegt das einfach so fliegenbedeckt in der Sonne, und abends wird es dann gegessen.

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Im Hochland wächst kein Obst und nur wenig Gemüse. Was man kaufen kann, wird zum Großteil eingeflogen und ist entsprechend teuer. In Timika hätte ich für vier Nektarinen 14,- Euro bezahlen müssen, darauf habe ich dann aber dankend verzichtet. Stattdessen kaufte ich mir zwei Orangen für 6,- Euro.

 

Das Klima und die Landschaft in West Papua

UB: Wie ist das Klima auf der Insel, und wie können wir uns die Landschaft vorstellen?

Chris Lukhaup: Wenn man sich darauf einstellen kann, ist das Klima kein Problem. Im Tiefland ist es heiß, bis zu 35° C. In Jayapura waren wir nachts für die Klimaanlage echt dankbar. Im Hochland kühlt es nachts ab, und auch tagsüber hat man auch mal nur 15° C. Die Seen bei Enarotali, wo wir sammelten, liegen auf 1840 m ü. NN. Das Klima dort kann man schon in etwa mit unserem Sommer hier in Deutschland vergleichen. Im Hochland gibt es auch keine Malaria.

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Das Hochland ist dicht bewaldet, es wird zwar stellenweise kräftig abgeholzt, es gibt aber noch viel zusammenhängenden Urwald.

Überlandstraßen gibt es so gut wie keine, Enarotali und Wagete sind nur mit dem Buschflugzeug zu erreichen. Auch das Benzin muss eingeflogen werden und ist daher knapp. Wir mieteten dann vor Ort Autos mit einheimischen Fahrern, selbst fahren ist zu gefährlich. Wenn auch nur die kleieste Sache passiert, ist man dran.

Uns wurde erzählt, dass einem Fremden ein Einheimischer ins Auto lief, und der Fahrer dann von der schnell versammelten Menschenmenge zusammengeschlagen wurde. Außerdem musste er 50 Millionen Rupien Schadenersatz bezahlen, das sind umgerechnet 40.000 Euro.

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Selbst fahren war uns also wirklich zu riskant, aber die Warterei und Organisiererei hat viel Zeit gekostet. Die Autos sind auch nicht mehr die jüngsten, und einmal ging eines am Berg nach 30 m aus. Dann sind wir eben zu Fuß weitergegangen.

Welche Tiere waren zu erwarten?

UB: Welche Tiere habt ihr auf Papua erwartet, und wurden eure Erwartungen erfüllt?

Chris Lukhaup: An Tieren haben wir natürlich Wirbellose erwartet, Krebse, Garnelen, Krabben und Schnecken, und wir waren auch erfolgreich. Natürlich haben wir nicht alle Tierarten gefunden, die wir gesucht hatten, aber es muss ja auch fürs nächste Mal noch etwas übrig bleiben. Diese Expedition war nicht vergleichbar mit z.B. einer Expedition in den USA - einfach das Netz reinhalten und voll wieder rausziehen funktioniert hier leider nicht.

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Dr. Alex Riedel vom Museum für Naturkunde Karlsruhe war ja auch dabei, er suchte Rüsselkäfer. Ich habe ebenfalls Insekten und Springspinnen fotografiert und mitgebracht, unter anderem auch neue Springspinnen-Arten. Mein Schwerpunkt waren aber ganz klar die Wirbellosen des Süßwassers.

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Die Reise

UB: Wie lief eure Reise? Ging es gleich richtig los, oder hattet ihr ein paar Tage, um euch zu akklimatisieren und Kontakte zu knüpfen?

Chris Lukhaup: Wir waren ja zuerst ein paar Tage in Jakarta, wo wir zwei Großhändler besuchten, die auch nach Deutschland liefern und die viele Garnelen haben. Einer davon ist vermutlich der größte Garnelenzüchter der Welt, er verschickt pro Monat 120.000 Tiere! Er hatte alles da, was ich kenne, auch Tiere, die in Deutschland (noch) sehr selten sind. Wir sahen mehrere Becken mit King Kong und Panda-Garnelen, ich schätze, dass in etwa einem Jahr der Preis für diese Tiere fallen wird. Wir sahen auch hellblaue Tigergarnelen ohne Streifen, er hatte Paracaridina da, Blue Bees, einfach alles. Er zeigte später auch großes Interesse an den neuen Arten, die wir mitgebracht haben.

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In Jakarta haben wir dann auch unsere Flüge gebucht, das wäre vorab einfach zu teuer gewesen. Vor Ort lässt sich das viel besser erledigen.

Von dort aus flogen wir nach Jayapura, eine der größten Städte in Irian Jaya. Die darf man sich allerdings nicht so vorstellen wie bei uns eine größere Stadt. Es ist alles recht ärmlich dort, es gibt viele Slums. Dort haben wir die Genehmigungen eingeholt, die wir dort für buchstäblich beinahe jeden Schritt gebraucht haben. Die Universität vor Ort unterstützte uns dabei, sie hatten uns auch eingeladen. Thomas von Rintelen hat dort einen Vortrag gehalten, ich hatte meinen (über Krebse) leider zu Hause vergessen. Den hole ich aber nächstes Mal auf jeden Fall nach!

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Bei Jayapura liegt der Sentani-See, dort fanden wir relativ farblose Garnelen, ein, zwei Machrobrachium-Arten, Krabben, Schnecken, Regenbogenfische, ... Das Wasser dort ist klar, aber brühwarm, so um die 34 °C. Der See ist sehr nährstoffreich und voller Wasserpflanzen, ich stand bis zu den Schultern darin. Wir haben von dort auch interessante Pflanzen mitgebracht.

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Danach ging's ab ins Hochland. Nach Enarotali gibt es ja keine Straßenverbindung, also mussten wir einen Buschflieger chartern. Diese Missionarsflugzeuge sind echte Blechbüchsen, und nach Aussage des sehr relaxten typischen Aussie-Buschpiloten kommt man bei gutem Wetter auch meistens gut über die Berge. Wenn das Wetter schlecht ist... nun ja, sie haben in den letzten Monaten mehrere Maschinen dort verloren.

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Dieser Flug war vermutlich das Gefährlichste an der ganzen Reise! Der Trip an sich war sehr teuer, der Missionarsflug über 600 km kostete 5.000 Euro für uns alle zusammen. Jedes Kilo hat extra gekostet, deshalb aßen wir am Abend vorher nichts, damit wir leichter waren. Wir wurden nämlich alle gewogen, nicht nur das Gepäck, sondern wir selbst auch.

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In Enarotali haben wir in der Mission geschlafen, mein Zimmer war ganz nett, sehr rustikal, mit Blick auf den See. Unsere Schlafsäcke und Zelte haben wir also glücklicherweise nicht gebraucht, die Unterkunft war gut.

In Jayapura hatten wir auch uneingeschränkt Internet, in Enarotali war das etwas schwieriger.

Neue Tiere aus West Papua und ihre Habitate

UB: Gab es neue Tiere zu entdecken? Konntest du Habitate filmen/fotografieren? War es euch möglich, z.B. Wasserwerte zu messen?

Chris Lukhaup: Ja, wir haben tatsächlich ein paar neue Tiere entdeckt und auch einige Tiere fotografiert, von denen es bisher noch keine Bilder gab. Aus Wamena stammt eine wahrscheinlich neue Krebsart. Dort bin ich allerdings nicht selbst hingeflogen, sondern hatte den Piloten gebeten, mir Tiere vom Markt mitzubringen. Das Flugzeug war mir doch ein bisschen zu unsicher.

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In Enarotali wollte eine neue Krabbe entdeckt werden, die ist direkt auf mich zugelaufen beim alten Missionarshaus. Erst dachte ich, was ist das denn für ein großer Käfer. Diese neue Art ist vermutlich terrestrisch und wird gerade wissenschaftlich untersucht. Nach längerem Hinschauen haben Alex Schulz und ich sechs oder sieben in der Nähe unserer Unterkunft gefunden.

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Es gab auch einige neue Springspinnen-Arten und viele neue Insekten zu entdecken. Überhaupt gibt es unglaublich viele Tiere dort, ich bin bei jedem und allem stehengeblieben. An einem Tag kam ich nur 200 m voran! Es hatte Spinnen, Eidechsen, Vögel, auch viele Paradiesvögel, viele verschiedene Schmetterlinge, ... Alles für Entdecker sehr interessant, aber leider mussten wir dann Prioritäten setzen, sonst hätten wir nichts zu Stande gebracht.

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Ich habe sehr viel gefilmt, und ich konnte auch viele Habitate fotografieren.

Wir haben die Tiefe des Paniai-Sees gemessen, das Gerät hat bei 90 m aufgehört zu zählen, er scheint also wirklich tief zu sein. Wir waren außerdem die ersten, die dort Wasserwerte gemessen haben.

 

  • Leitwert 167,7 Microsiemens
  • pH 8,13
  • Temperatur 24,5 °C
  • Leitfähigkeit 80,5 Minivolt
  • GH 4
  • KH 3

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Der letzte Tag vor dem Abflug aus Jayapura war fast am interessantesten, ich ging noch in die Cyclops Mountains hoch. Dort gab es eine ganze Menge Insekten, vor allem tolle Schmetterlinge, und ich fand einen sehr klaren Bach mit neuen Krabben und rötlichen Garnelen. Dort gab es auch neue Moose, darunter auch ein Teichlebermoos, die ich mitgebracht habe. Das war ein richtig schöner Tag.

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Gab es auch unliebsame Begegnungen?

UB: Papua ist ja nicht unbedingt als Region mit ausschließlich harmlosen Bewohnern (auch tierischen) zu bezeichnen. Hattet ihr unliebsame Begegnungen, z.B. mit dem berüchtigten Taipan, der giftigsten Schlange der Welt, oder mit Krokodilen?

Chris Lukhaup: Ehrlich, am allergefährlichsten waren wie immer die Menschen.

Gut, als ich mit Mark Schulz aus Australien im Sentani war, habe ich ein Krokodil gesehen, so ca. 1,5 m lang. Für einen Arm reicht es, wir sind dann schnell raus aus dem Wasser. In den Unmengen von Wasserpflanzen war es uns dann doch etwas unangenehm, weil man nichts sieht.

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Im Moment ist es noch wegen der Malaria spannend, ich habe zwar vorbeugend Malaron genommen, aber trotzdem. Moskitos dort übertragen auch noch andere unangenehme Dinge wie Fleckfieber, Denguefieber, Filariose und andere. Wir hatten zwar immer ein Moskitonetz zum Schlafen, aber einer hat mich doch erwischt.

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Richtig schlimm waren meine Schuhe, die ich mir hier in Deutschland extra gekauft hatte. Da war irgendein Stoff drin, auf den ich sehr allergisch reagiert habe, auf jeden Fall waren meine Füße komplett offen und entzündet. Ich bekam hohes Fieber und wäre fast draufgegangen. Zum Glück hatten wir Dr. Rainer Masche dabei, unseren Arzt, der konnte mir mit Antibiotika helfen. Das hätte mich wirklich fast umgebracht.

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Die Ureinwohner besonders um die Wissel Lakes herum sind ein sehr aggressiver Menschenschlag, und sie brachten uns in die gefährlichste Situation auf der Reise, nicht die Tiere. In Wagete betrat ich eine Höhle, in der es Krebse geben sollte und für die wir eine offizielle Fanggenehmigung hatten. Dass es eine heilige Höhle war, wussten wir leider nicht, sonst wäre ich da im Leben nicht reingegangen. In diese Höhle gehen die schwangeren Frauen, um zu erfahren, welches Geschlecht ihr Baby haben wird - wenn der Krebs nach oben läuft, wird es ein Junge, wenn er nach unten läuft, ein Mädchen.

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Die Krebse, die ich rausgeholt hatte, musste ich sofort zurücksetzen, und wir konnten uns vor der wütenden Menschenmenge nur knapp in die Polizeistation retten. Unser Führer, der uns die Höhle gezeigt hatte, wurde zusammengeschlagen und kam nur knapp mit dem Leben davon. Letzten Endes musste die Polizei den Mob mit Maschinengewehren auseinander treiben.

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Die Höhle ist etwa 40 oder 50 km von Enarotali entfernt, aber selbst in unserer Gegend wussten am nächsten Tag schon alle Bescheid und beobachteten uns noch genauer. Von da an wurde es wirklich schwierig. Bis vor ein paar Jahren wurden in Westpapua noch Leute umgebracht und skalpiert, an meinen Pfeilen klebt noch Blut, und ein Schild, den ich ebenfalls mitgenommen habe, zeigt auch deutliche Kampfspuren. Die Stämme dort sind immer noch sehr kriegerisch veranlagt.

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Persönliche Einschätzung

UB: Wie hast du persönlich die Situation an den Wissel Lakes empfunden?

Chris Lukhaup: Es war schwierig, aber nicht unmöglich, wir hätten mit den Leuten anders umgehen müssen. Ich habe mich einfach zu sehr auf meine Arbeit konzentriert und zu wenig Kontakte geknüpft. Wir hätten nicht einfach irgendjemanden in den Dörfern ansprechen sollen, sondern hätten gleich direkt zum Chef gehen müssen. Ist ja klar, dass sich der erste Beste als zuständig erklärt, wenn er denkt, dass Geld zu holen ist.

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Am Ende der Tour haben wir den Bürgermeister kennengelernt, und nächstes Mal werden wir direkt mit ihm unterwegs sein, er hat mich auch nochmal eingeladen.

Wir waren einfach schlecht vorbereitet, das Wichtigste sind in solchen Ländern einheimische Kontakte. Es gab ja wirklich nicht nur feindselige Menschen, sondern auch welche, die sehr nett zu uns waren.

UB: Würdest du wieder in diese Region gehen?

Chris Lukhaup: Na klar, die nächste Expedition dorthin plane ich schon, dieses Mal will ich ganz in den Westen von Irian Jaya, nach Sorong.

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Fazit

UB: Was ist dein persönliches Fazit dieser Reise?

Chris Lukhaup: Es war zwar die härteste Expedition bisher, aber eigentlich in jeder Hinsicht unglaublich. Ich hatte mir die Gegend zwar viel ursprünglicher vorgestellt, in den Dörfern gab es eigentlich nur Häuser mit Blechdächern, keine mehr mit Strohdächern (was für die Bewohner mit Sicherheit eine große Erleichterung ist, weil es dort längst nicht so viele Krabbeltiere gibt), und viele Einwohner haben schon Handys und auch Mopeds.

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Es gibt aber auch noch ganz abgelegene Gegenden, wo man den Steinzeitspirit spüren kann.

Die Sache mit den Schuhen war zwar mehr als überflüssig, aber trotz aller Schwierigkeiten war diese Expedition sehr interessant. Die Gegend ist wirklich sehr abenteuerlich, da will ich auf jeden Fall wieder hin!

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