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Zierfischerkrankungen erkennen und verhindern

Leben ist eines der faszinierendsten Dinge auf unserem Planeten. Mit der Übernahme von Fischen erklären wir uns gleichzeitig bereit, Verantwortung für deren Wohlergehen und Leben zu übernehmen, wie Paragraph 2 des Tierschutzgesetzes vermittelt. Aber auch unser persönliches Verständnis von Ethik und Moral hält uns bereits dazu an, das Leben der Tiere, die in unseren Aquarien schwimmen, zu erhalten und zu schützen.

Prophylaxe ist die halbe Miete. Das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch, oder besser: gerade in der Aquaristik. Denn Fische geben nur selten einen Laut von sich und machen auf sich aufmerksam. Wenn sie denn eines aus der Natur mitbekommen haben, dann das: wer Schwäche zeigt, wird meist erst recht von den eigenen Artgenossen in die Ecke gedrängt. Genaues Beobachten und Analysieren der Situation ist bei der Zierfischhaltung also Aufgabe des Pflegers, um eine möglichst genaue Diagnose stellen und dann entsprechend (be)handeln zu können. Auf was aber ist zu achten und ist jeder traurig schauende Guppy auch zwangsläufig erkrankt? Wenngleich die Fischpathologie äußerst umfassend, aber zugleich auch ein spannendes Thema ist, lohnt es sich, sich zum Wohle der neuen Mitbewohner näher damit zu befassen. Unser Blog gibt daher Aufschluss über die gängigsten Zierfischkrankheiten im Aquarium und zeigt Merkmale auf, auf die Sie als fürsorglicher Halter achten sollten.

Die häufigste Ursache für das Auftreten einer Fischkrankheit

Auch wenn sich diese Frage mit nur einem Wort erklären lassen würde, ist das Thema per se doch weitaus umfangreicher. Gemeint ist: Stress. Wie aber wird „Stress für Fische“ definiert und: was löst er aus? Häufig liegt bei einer Fischerkrankung eine mehr oder minder simple Grundursache vor, die sich schon im Vorfeld hätte eingrenzen lassen. Stress äußert sich in vielen Gestalten und kann durch etliche Faktoren hervorgerufen werden.

Angefangen beim Transport ins heimische Aquarium, über zu starke oder zu niedrige Besatzdichten bis hin zu unpassenden und möglicherweise aggressiven Beifischen, aber auch ein unzureichender oder mangelhaft gewarteter Aquarienfilter kann schnell problematisch werden. Vergiftungen tauchen schnell dann auf, wenn Ammoniak, Nitrat oder Nitrit in hohen Konzentrationen im Wasser vorliegen. Kontrastiv zu anderen Tieren sind Fische gleichwarme Geschöpfe, deren Körpertemperatur auf die richtige Umgebungstemperatur angewiesen ist, daher kann eine zu hohe oder zu niedrige Temperatur schnell ihren Stoffwechsel durcheinander bringen und sie erkranken lassen. Auch eine mangelhafte Belüftung und Sauerstoffzufuhr reduzieren das Wohlbefinden und begünstigen den Ausbruch verschiedenster Leiden. Selbst das verkehrte Futterangebot oder eine Überfütterung können schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen.

Wie äußert sich eine Fischerkrankung?

Nicht jede Situation ruft umgehend auch einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf auf den Plan, stellenweise sind erst dauerhafte Begebenheiten dazu nötig. Bestimmte Viren, Pilze und Bakterien sind nahezu grundsätzlich in jedem Aquarium vorhanden und befinden sich im Wasser, an den Tieren oder auch den Einrichtungsgegenständen, ohne allerdings den gesunden Fischen Schaden zuzufügen In der Regel wehrt deren gesundes Immunsystem Erreger ab. Allerdings wird dieses durch Stressoren geschwächt und macht sie empfänglicher für Infektionen. Vor allem ältere Fische haben häufig etwas weniger Kraftreserven und ein eher schwächeres Immunsystem und sind daher potentiell gefährdeter.

Fische zeigen Unwohlsein auf verschiedene Arten an. Beginnend bei eher atypischem Verhalten wie verstecken, absondern, durchs Becken schießen, über oder knapp unterhalb der Wasseroberfläche mit geöffnetem Maul schwimmen, taumeln, drehen oder Flossenklemmen, gesteigerte oder verringerte Fresslust, bis hin zu offensichtlichen Verletzungen, Geschwüren, Missbildungen und Wunden an Haut, Schuppen oder Flossen, die stellenweise Beläge, Punkte oder Löcher aufweisen können. Aber auch aufgeblähte oder eingefallene Bäuche, veränderter Kot, Glotzaugen, Maulsperren und der Befall mit anderen offenkundigen Parasiten sind sichere Indizien dafür, dass etwas nicht stimmt.

Das Diagnostizieren einer Erkrankung bedarf genauer Beobachtung unter Zugrundelegung weiterer Parameter, um korrekt eingreifen und gezielt behandeln zu können und ist, gerade bei Fischen, nicht immer einfach. Häufig treten bei Zierfischen Sekundärinfektionen auf, die ebenfalls Geduld und Sorgsamkeit erfordern. Scheuen Sie sich daher nicht, Ihren Tierarzt, versierte Aquarianer oder Ihren Fachhändler zu Rate zu ziehen und wahrheitsgemäß zur Klärung beizutragen, damit ihre Lieblinge schon bald wieder munter im Aquarium unterwegs sind. Die folgenden Fragen werden möglicherweise mit Ihnen besprochen:

  • Wie lange steht das Aquarium schon, welche Maße hat es und wie ist die Einrichtung beschaffen?
  • Wie oft findet ein Wasserwechsel in welchem Umfang und auf welche Weise statt?
  • Womit läuft welcher Filter und wann wurde dieser wie zuletzt gereinigt?
  • Wann war der letzte Wassertest (mit welcher Messmethode) und wie waren die Ergebnisse?
  • Welche Wasseraufbereiter oder Zusatzmittel wurden oder werden wie angewendet?
  • Welche Fische befinden sich seit wann in dem Aquarium?
  • Wie oft wird womit gefüttert, gibt es Fastentage?
  • Wie äußert sich das Problem und seit wann taucht es auf, hat es sich seither verändert?

Welche Prophylaxe kann betrieben werden?

Die allerbeste Behandlung ist gar keine, eine gute Vorsorge dafür umso bedeutender.
Und in der Aquaristik fängt die bereits mit dem regelmäßigen Wassertesten an. Denn hier im Wasser verbringen die Fische ihr ganzes Leben und sollten sich so wohl wie möglich fühlen. Ein Wassertest mit der Tropfenmethode gibt schnell und klar Aufschluss über bereits kleinste Veränderungen, die unter Umständen, unbeachtet, großen Schaden anrichten könnten. Bereits hier kristallisiert sich sehr schnell heraus, welche Stellschrauben gedreht werden können oder müssen. Wassertests sind einfach und unkompliziert in der Anwendung und für den Heimgebrauch gut anwendbar.

Das biologische Gleichgewicht im Aquarium steht dabei an allererster Stelle und bezieht ebenfalls die dazugehörige Begleitfauna mit ein, denn ohne ein gewisses Maß nützlicher Mikroorganismen, die dem Aquarienwasser eine bestimmte Hygiene verleihen, ist das glasklareste Wasser unnütz, wenn es „tot“ ist. Ihr Aquarium sollten Sie immer erst dann mit neuen Fischen besetzen, wenn dieses über eine entsprechende Mikrobiologie verfügt, die es erhält, wenn es Zeit genug hatte, fischfrei „einzufahren“ und keinen nachweisbaren Wert an Nitrit oder Ammoniak, die beide fischgiftig sind, anzeigt. Messen Sie in regelmäßigen Abständen, beim Einlaufen sogar etwas häufiger, da der Stickstoffkreislauf hier durchaus noch auf vollen Touren läuft. Aber auch danach sollten Sie sich immer wieder vergewissern, dass Ihr Aquarium „noch auf Kurs“ ist, nur so lässt sich rasch rechtzeitig eingreifen und Übel abwenden.

Orientieren Sie sich vor dem Kauf neuer Fische auch immer an deren Bedürfnissen in Punkto Wasser, Sauerstoff und Temperatur, sowie dem Futter, Einrichtung und Gesellschaft. Gegebenenfalls bitten Sie um Hilfe bei der Zusammenstellung von Fischen, denn häufig kann es zudem auch vorkommen, dass Fische, die von unterschiedlichen Kontinenten stammen, besser nicht zusammen gepflegt werden sollten, da bakterielle Unverträglichkeiten die Folge sein könnten oder aber sie sich schlichtweg nicht verstehen würden.

Regelmäßiges Wasserwechseln sollte auf Ihrem Aquarienstundenplan neben anderen Reinigungs- und Wartungsarbeiten nicht zu kurz kommen. Wöchentlich dürfen es schon 30-50 % sein, bei manchen Kandidaten sogar 50-80 %, wobei das Wechselwasser möglichst dieselbe Wassertemperatur wie das Aquarienwasser haben sollte, mit einer Temperaturtoleranz von +/-2 Grad. Mit einem Mulmsauger lässt sich der Bodengrund von Futterresten und Kot befreien, denn diese beginnen, sich zu zersetzen und nehmen Einfluss auf die Wassergesundheit- vor allem Algen sind ein sicheres Anzeichen für einen Nährstoffüberschuss, der daraus resultiert.

Auch der Aquarienfilter bedarf besonderer Aufmerksamkeit, ist er doch geradezu das Herzstück eines gut funktionierenden Aquariums und sollte entsprechend gepflegt sein. Achten Sie darauf, dass die Filtermedien den Bedürfnissen des Aquariums angepasst sind und ersetzten Sie diese in regelmäßigen Abständen- allerdings nie alle zugleich und auch nicht zusammen in Kombination mit einem Wasserwechsel. Anderenfalls gingen zu viele der nützlichen Bakterien verloren, die Ihr Aquarium im Gleichgewicht halten. Füllen Sie diese nach der Filterreinigung mit einem geeigneten Bakterienpräparat wieder auf.

Verwenden Sie Thermometer- ob aufgeklebt, mit LCD Display oder als Glaskolben- Hauptsache: Sie messen! Die richtige Temperatur im Aquarium kann über gesund oder weniger gesund von entscheidender Bedeutung sein.

Neue Fische sollten möglichst vor dem Zusammenführen mit den Altfischen vorher eine Quarantäne durchlaufen haben, für die ein weiteres, wenngleich kleineres, Aquarium notwendig ist. Zur Prophylaxe ist dies sicher ein vorteilhafter Hinweis, wenngleich er sich nicht immer auch anwenden lässt. Aber auch für den Fall verschiedenster Erkrankungen, bei denen Fische besser separiert behandelt werden, ist es sinnvoll, über ein Quarantänebecken nachzudenken.

Transportieren Sie Ihre Fische selbst nach Hause, achten Sie darauf, diese nach Möglichkeit mit Sauerstoff eintüten zu lassen und die Transportbeutel anschließend mit Zeitungpapier abzudunkeln. Bringen Sie Ihre neuen Mitbewohner umgehend nach Hause und lassen diese nicht erst noch die restliche Shoppingrunde lang im Auto stehen, denn nur allzu rasch können die Temperaturen ihnen zum Verhängnis werden. Stellen Sie sie nicht an die Heizung oder an die Klimaanlage und transportieren die Tiere möglichst stoßfrei und aufrecht in einem Karton oder am besten noch in einer Styroporbox.

Neue Fische sollten nicht einfach ins Aquarium geschüttet werden. Überführen Sie Ihre neuen Tiere gemäß der Empfehlung für richtiges Eingewöhnen ins Wasser. Beachten Sie die Temperaturunterschiede und die Menge des Eintropfwassers. So können Sie Schocks, osmotische Probleme und daraus resultierende irreparable Schäden an inneren Organen schon im Vorfeld verhindern. Geben Sie Transportwasser niemals mit ins Aquarium und entsorgen dieses im Anschluss nach dem Einsetzen.

Gerade im Sommer kann es vorteilhaft sein, das Aquarium herunter zu kühlen und die Sauerstoffzufuhr mithilfe von Oxydatoren oder Ausströmersteinen zu erhöhen. Ein sicheres Anzeichen für Sauerstoffmangel im Aquarium sind mit geöffnetem Maul über die Wasseroberfläche schießende Fische. Auch bei der Behandlung mit verschiedenen Methoden und Mitteln ist es erforderlich, die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen.

Vertrauen Sie der Kraft der Natur und verwenden Huminsäuren in flüssiger Form, als Seemandelbaumblätter oder anderweitig und setzen auf Bakterienpräparate, die das biologische Gleichgewicht im Aquarium schnell wiederherstellen. Wasseraufbereiter eilt häufig ein schlechter Ruf voraus- bestehen aber meist aus natürlichen Wirkstoffen, die auf Zeolith oder Lava fußen und sind in der Lage, Leitungswasser fischgerecht aufzubereiten. Denn: Aquarienwasser ist lebendig, Leitungswasser aber mit Chlor und stellenweise Phosphaten für den menschlichen Verzehr sterilisiert. Gelegentlich lösen sich auch Blei- oder Kupferrückstände aus alten Rohren, die nicht ins Aquarium gelangen sollten. Auch Durchlauferhitzer können möglicherweise unerwünschte Stoffe abgeben.

Wie wird eine Fischerkrankung behandelt?

Fischerkrankungen werden auf unterschiedlichste Art und Weisen behandelt. Nicht alles lässt sich mit einem mal eben ins Aquarium gekippten Flaschenmedikament kurieren- und dann wird alles wieder gut. An erster Stelle stehen eine vernünftige Diagnostik mit entsprechendem Therapieplan und dazugehöriger Therapietreue- vor allem diese, denn anderenfalls könnten Resistenzen entstehen, Grunderkrankungen verschlimmert und  Sekundärinfektionen übersehen werden, die letztlich zum Tod führen.

Waren früher Antibiotika fürs Aquarium frei im Zoofachhandelt erhältlich und wurden stellenweise häufiger als das Fischfutter ins Becken geworfen, haben sich die Zeiten löblicherweise geändert. Bestimmte Medikamente sind heute nur noch über kundige Tierärzte zu erhalten und werden meist auch bei Geflügel oder Kleintieren angewendet. Häufig können kleinere Probleme aber bereits mit Kochsalz gelöst werden, andere über Futterbeimengungen. Aber auch Kurzzeit- oder Dauerbäder in verschiedenen Wirkstoffen führen zum Erfolg. Abhängig der jeweils vorliegenden Erkrankung orientiert sich das Herangehen und kann sogar das Einsalben mit Jod erfordern.

Häufig wird eher das gesamte Aquarium behandelt als nur der einzelne Fisch und bei der Verordnung von Medikamenten sollte immer auch auf die Begleitfische oder Wirbellose geachtet werden, denn gerade für letztere, aber auch für Welse, sind Wirkstoffe wie Kupfer, Zink und andere unter Umständen lebensgefährlich.

Ein langes gesundes Fischleben

Zierfische im Aquarium gesund zu erhalten ist gar keine Raketenwissenschaft, wenn man sich etwas mit der Materie auseinander gesetzt hat. Viele Fische sind stellenweise recht langlebig und können im Aquarium sogar bis zu 25 Jahre und noch älter werden. Die richtige Pflege und Zuwendung unterstützen ihr Wohlbefinden und machen sie zu tollen Familienmitgliedern, vielleicht sogar mit Namen, die man nicht mehr missen möchte.


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