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Fische in bester Gesellschaft

Gerade Anfängern fällt die Auswahl neuer Mitbewohner nicht immer unbedingt leicht, zum einen ist das Angebot enorm und zum anderen passen auch nicht alle zusammen, aber auf was gilt es zu achten? Vor allem Einsteigern ist daher zu empfehlen, sich von Anfang an wirklich gut beraten zu lassen, um später selbst besser entscheiden zu können. Auch wenn sich bereits Fische im Aquarium befinden, sollten neue Mitbewohner nur dann einziehen, wenn sich heraus gestellt hat, dass die Harmonie im Becken im gewahrt bleibt.

Welche Fische passen zusammen?

Von vielen Seiten stammt der Hinweis, nur Fische zusammen zu setzen, die vom selben Kontinent stammen. Dieser Rat ist durchaus nützlich, aber Ausnahmen bestimmen oft auch die Regel und gerade in der Aquaristik lassen sich stellenweise viele davon finden. Fische halten sich selten an einmal festgelegte Grundsätze und häufig kommt es vor, dass andere Aquarianer kontrastiv zum eigenen Aquarium andere Erfahrungen machen. Diese dann allgemeingültig in Stein zu meißeln ist eher nicht zu raten, sie im Hinterkopf zu behalten kann aber durchaus sinnvoll sein.

Auch Fische, die aus unterschiedlichen Gebieten stammen, können durchaus im Aquarium zusammen gepflegt werden. Andererseits passen manchmal auch solche, die quasi aus derselben Gegend stammen, eher nicht zusammen. Aber woran liegt das eigentlich? Wenden wir den ersten Blick auf die Herkunft der Tiere, stellen wir fest, dass diese nicht immer auch aus demselben Habitat, wenngleich vom selben Kontinent stammen. Unter Umständen weisen diese sogar solche Unterschiede in ihren Bedürfnissen und ihrem Sozialverhalten auf, dass sich ihre Bestände in freier Natur parallel vermutlich gar nicht erst entwickelt hätten. Diese dann aber wiederum zu einer „Fisch-WG mit Kompromissen“ im Aquarium zu zwingen ist also eher kontraproduktiv und geht häufig schief.

Richtpunkt Wasserwerte

Orientieren sollte man sich bei der Auswahl neuer Fische an ein paar bestimmten Eckpunkten, die die Entscheidungsfindung leichter machen. In erster Linie sollten die Wasserwerte zur favorisierten Fischwahl passen. Hat man sich bereits beim Aufstellen des neuen Schmuckstücks Gedanken über den künftigen Besatz gemacht, lassen sich Wasserwerte, wenn sie denn nicht optimal aus der Leitung kommen, auch entsprechend anpassen, um den neuen Mitbewohnern in Zukunft ein ideales neues Zuhause zu bieten. Immerhin verbringen sie hier ihr ganzes Leben und machen Unwohlsein häufig erst dann verständlich, wenn es fast schon zu spät ist. Deswegen ist das regelmäßige Nachmessen und Testen der Wasserwerte und der Temperatur auch von solch immanenter Bedeutung.

Nicht unterschätzt werden sollte auch die Art des Gewässers- einige Fische stammen aus eher langsam fließenden oder stehenden, andere wiederum aus solchen mit Strömung. Unterschiedliche Fische, die nun dieselben Ansprüche an die Wasserwerte haben, passen also theoretisch (!) zusammen. Dennoch sollten ein paar weitere Fakten bei der Entscheidung berücksichtigt werden, damit die neuen Mitbewohner sich nicht gegenseitig zur Gefahr werden.

Richtpunkt Größen

Gemeint ist damit in erster Linie die erforderliche Aquariengröße, die wiederum abhängig ist von der zu erwartenden Endgröße der anvisierten Fische. Auch wenn diese zu Beginn noch klein und unscheinbar wirken, können einige Arten durchaus bemerkenswerte Endgrößen erreichen, wenngleich die meisten im Aquarium eher etwas kleiner bleiben, als sie sich in ihrem Habitat entwickeln würden. „Der passt sich der Beckengröße an!“ ist einer der Sätze, der dringend und zwingend aus den Köpfen verschwinden sollte. Denn wenn sich ein Fisch aufgrund einer zu geringen Aquariengröße dieser körperlich tatsächlich durch Kümmerwuchs „anpasst“, liegen hier stellenweise bereits irreversible organische Schäden vor.

Vor allem Anfänger sind besser damit beraten, das Aquarium hinsichtlich seiner Größe lieber etwas größer zu wählen, denn gerade hier hat sich gezeigt, dass Wünsche hinsichtlich eines neuen Besatzes durchaus zeitnah nach dem Erstbesatz auftreten. Schließlich wollen Fische ihr Sozialverhalten ausleben und sich ausschwimmen und dazu benötigen sie Platz- vor allem, wenn sie sich ab und zu gegenseitig aus dem Weg gehen wollen oder Reviere im Aquarium beanspruchen.

Richtpunkt Sozialverhalten

Nicht nur die Wasserwerte und die Größen allein sind ausschlaggebend für die Kombination neuer Fische. Vor allem ihr Sozialverhalten sollte nicht unterschätzt werden. So ziemlich die meisten Fische sind gruppenaffin und sollten deswegen auch in der Gruppe oder häufig auch als Schwarm gepflegt werden. Dabei handelt es sich um eine Anzahl von mindestens 6 Tieren als Untergrenze, weil Fische ihre Stärke und ihren Mut aus der Anwesenheit von ihresgleichen beziehen. Ist die Gruppe zu klein gewählt, kann es vorkommen, dass diese sehr scheu werden und sich häufig verstecken oder aber auch anfangen zu kümmern und dadurch unter Dauerstress stehen, wodurch sie krank werden. Andere hingegen können sich zu echten Ekelpaketen entwickeln, die im Aquarium ständig für Unruhe sorgen. Dieses Verhalten taucht vor allem dann auf, wenn bestimmte Fische als Einzelexemplare gehalten werden oder aber ihre Gruppe nicht groß genug ist, hier seien besonders der Feuerschwanz Fransenlipper oder auch Schmerlen erwähnt, denen aus diesem einfachen Grund oft einen schlechter Ruf vorauseilt. Auf die Größe kommt es nämlich doch an.

Ein Blick auf das Verhalten der jeweiligen Fischart gibt Aufschluss darüber, ob sie miteinander zurechtkommen. So lassen sich beispielsweise flinke Fische durchaus auch mit einem Pärchen Zwergbuntbarschen pflegen- sofern das Aquarium genügend Raum lässt- denn die Barsche werden einen großen Teil des Aquariums, gerade zur Paarungszeit, als Reviers beanspruchen und Eindringlinge mit Nachdruck daraus verscheuchen. Fische, die als friedlich gelten, lassen sich für gewöhnlich problemlos miteinander halten. Hingegen können ruhigere Kameraden durch flotte und aktive Streckenschwimmer durchaus sehr genervt werden.

Bei der Auswahl sollte berücksichtigt werden, welche Aspekte auch hinsichtlich der Erscheinung wichtig sind. So neigen einige Schmerlen zum Beispiel dazu, sich an Fischen mit größerer Körperoberfläche wie Diskus, Skalare und anderen festzusaugen, wodurch schwerwiegende Verletzungen entstehen könnten, die das Infektionsrisiko begünstigen und nur schwierig auszukurieren sind. Auch reagieren einige Arten offensiv auf die flatternd wirkenden Schleierflossen anderer Mitfische oder verwechseln fadenförmig und lang ausgezogene Bauchflossen als Lebendfutter. Ein gründlicher Blick in die Steckbriefe der anvisierten Zielfische und gegebenenfalls das Nachhorchen bei fachkundigen Aquarianern kann daher sinnvoll sein.

Richtpunkt Fressverhalten

Zierfische unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres Futterbedarfes. Unter ihnen sind reine Vegetarier, also Herbivoren, Fleischfresser (Carnivoren) und Mischköstler- die sogenannten Omnivoren. Deswegen eignet sich auch nicht jedes Fischfutter für jeden Fisch, denn reine Pflanzenfresser können durch ein Zuviel tierischer Proteine erkranken, da ihr Stoffwechsel dafür nicht ausgelegt ist. Dahingehend lassen sich Omnivoren und Carnivoren aber am ehesten zusammen pflegen.

Auch hinsichtlich ihres Fressverhaltens gibt es häufig Unterschiede, die es zu berücksichtigen gilt. Vorsichtige Fresser könnten unter Umständen zu kurz kommen, wenn sich zeitgleich durchsetzungsfähigere Arten mit im Aquarium befinden. Ist das Aquarium allerdings groß genug lassen sich diese beiden durchaus zur selben Zeit an unterschiedlichen Stellen mit ihrem jeweiligen Futter füttern.

Fische mit Garnelen vergesellschaften

Häufig taucht der Gedanke auf, neben Fischen auch Wirbellose im Aquarium zu pflegen, vor allem da diese häufig als Gesundheitspolizei gelten und Algen und Futterreste wegfuttern. Allerdings kann dieses Projekt schnell nach hinten losgehen, vor allem, da die meisten Fische Garnelen als leckere Abwechslung im Speiseplan betrachten. Was bei einem allesfressenden Fisch ins Maul passt, wird häufig auch gefressen (oder ganz pragmatisch in Form gebissen) und Garnelen stellen da keine Ausnahme dar.

Je kleiner die Fischart allerdings ist, umso sicherer sind Garnelen aber vor dem Gefressen werden. Dennoch kann es immer mal vorkommen, dass Garnelenjunge als Snack enden. Bei sich gut vermehrenden Garnelenarten wie etwa der Neocaridina ist das aber eher kein Problem, sofern das Aquarium über genügend Verstecke oder feine Pflanzen und Moospolster verfügt, damit sich die Jungen solange zurückziehen können, bis sie eine entsprechende Größe erreicht haben. Alternativ bieten sich auch Amanogarnelen oder je nach Strömung auch Fächergarnelen an.

Ausgesprochene Raubfische, die entsprechend aktiv jagen, wie beispielsweise Grundeln, Messerfische, Buntbarsche, Barsche aber auch Labyrinther sind daher eine eher ungeeignete Gesellschaft. Grundsätzlich kennen Garnelen Fische, daher sind sie ein entsprechendes Vermeidungsverhalten von Natur her gewöhnt, es kann aber sein, dass sie sich komplett verstecken und man sie nicht mehr zu Gesicht bekommt. Plant man im Voraus bereits, Wirbellose und Fische zu halten, ist es sinnvoll, die Garnelen mit genügend Zeitabstand von einer Woche vor den Fischen einzusetzen, damit diese bereits ihre Verstecke kennen.

Fische mit Zwerg- oder Flusskrebsen vergesellschaften

Auch Zwerg- oder Flusskrebse sind imposante Wirbellose die gerne im Aquarium gehalten werden. Hier sollte aber ebenfalls genauer hingeschaut werden, um Verluste zu verhindern. Denn im Gegensatz zur Garnele können die Krebse den Fischen durchaus mehr oder weniger schnell zur Gefahr werden- und umgekehrt. Vor allem große Flusskrebse verfügen über eine enorme Kraft in ihren Scheren und können Fischen mit Schleierschwanzformen wie Kampffische, langflossige Guppys oder Kardinalsfischen, aber auch Skalaren oder Fadenfischen schnell zum Verhängnis werden. Einmal in die Flosse gezwickt wird der Fisch häufig festgehalten und aufgefressen, trägt aber mindestens schwere Verletzungen davon, die sich stark entzünden können.

Vor allem Bodenbewohner wie Harnisch- oder Panzerwelse, aber auch manche Bodenschläfer zu denen einige Salmler- und Barscharten und nicht zuletzt Guppys zählen, leben eher gefährlich. Zwar gibt es Erfahrungsberichte in denen die Vergesellschaftung von Krebsen mit Antennenwelsen funktioniert hat, sie sind aber eher die Ausnahme, denn wie Fische sind auch Krebse Charaktertiere.

Umgekehrt können aber bestimmte Raubfische wie Messerfische, Arowana, Cichliden aus dem Malawi- oder Tanganjikasee oder auch größere Grundeln den Krebsen nachstellen. Vor allem nach der Häutung sind diese nahezu bewegungsunfähig, bis der neue Panzer ausgehärtet ist und dann besonders weich und angreifbar.

Eine bessere Wahl stellen hingegen flinke Salmler dar, die sich eher an der Oberfläche aufhalten und einem potentiellen Angriff noch am ehesten ausweichen können. Auch Ährenfische wie Blauaugen oder Regenbogenfische verstecken sich notfalls in oberflächlicher Bepflanzung, bei sich gut vermehrenden Lebendgebärenden kann die Vergesellschaftung insofern toleriert werden, dass ein hin und wieder fehlender Fisch schnell auf natürlichem Wege ersetzt wird. Kärpflinge und Reisfische sind ebenfalls eher oberflächenorientiert und bevorzugen eine stellenweise dichte Verkrautung, die aber wegen der Gärtnertätigkeiten von Flusskrebsen häufig zu kurz kommt. Geeignete Kameraden stellen Perlhuhnbärblinge, aber auch Querstreifenbärblinge und Zebrabärblinge dar, sowie Prachtbarben und Sumatrabarben.

In bester Gesellschaft

Fische erfolgreich zusammen zu halten, ohne, dass das Aquarium zum Schlachtfeld mutiert, klingt auf den ersten Blick etwas mühselig, ist aber gar nicht so kompliziert, wenn man die obigen Punkte berücksichtigt. Wie bei allen Dingen ist ein gewisses Grundverständnis vonnöten, das sich aber durchaus mit der Zeit fast von selbst ergibt- denn etliches lässt sich auch in der Aquaristik voneinander ableiten und letztlich ist diese praktisch angewandte und gelebte Theorie. Bei der Ausnahmen die Regel bestätigen.

 


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