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Fische richtig eingewöhnen

Inhaltsverzeichnis

 

Ein bißchen Herzklopfen kommt wohl schon auf, wenn der Zusteller geklingelt und die wertvolle Fracht überbracht hat. Das Aquarium wurde liebevoll eingerichtet und dekoriert und endlich gibt der letzte Wassertest das Go: jetzt darf Leben einziehen! Nun steht der Versandkarton im Wohnzimmer und man selbst ein bißchen ratlos daneben. Wie kommen denn die Fische jetzt ins Aquarium? Einfach Beutel auf und reinkippen? Ganz schön kalt war es draußen ja auch… Bevor du nun hektisch wirst oder in Panik verfällst, findest du hier eine Step-by-Step Anleitung. Ein bißchen Zeit solltest du allerdings schon einplanen.

Deine Vorbereitung

Bevor es losgeht, solltest du dir dein „Werkzeug“ griffbereit parat legen, damit deine Tiere zügig ins neue Zuhause kommen. Dazu zählen unter anderem: 

  • Dein Kescher
  • Pro Fischart einen sauberer Eimer ohne Rückstände von Seife, Chemikalien oder ähnlichem, bei kleinen Fischen oder Wirbellosen kannst du auch eine große Schüssel verwenden. Prophylaktisch spüle diese noch einmal aus. 
  • Einen Becher oder:
  • 2 Meter 4/6 mm Luftschlauch mit Regelventil

Das A und O: Akklimatisation

Für gewöhnlich liegt jedem Pakt eine ausführliche Eingewöhnungsanleitung anbei, damit du direkt alles zur Hand hast, wenn deine Lieblinge eintreffen. Wenn es draußen besonders kalt oder warm war, solltest du den Karton öffnen, damit sich dessen wertvoller Inhalt erst einmal an die Raumtemperatur anpasst. Auch wenn du zum Eintreffen deiner Fische gerade noch alle Hände voll zu tun hast, solltest du das Paket an einem ruhigen und dunklen Ort bei Zimmertemperatur zwischen parken, aber auch nicht all zu lange mit der Versorgung deiner Tiere warten.

In deinem Paket befindet sich, vor allem in den kühlen Wintermonaten, ein Heatpack, damit deine Tiere unterwegs keinen zu großen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Das Heatpack ist ein weißes kleines Päckchen, das du umweltgerecht entsorgen kannst. Es eignet sich nicht zur Wiederverwendung und sollte auch nicht geöffnet werden. Lege es zur Seite, bis es abgekühlt ist und verhindere, dass Haustiere oder kleine Kinder damit herumspielen.

NO-NO: Stelle den Versandkarton niemals an die Heizung und lege auch niemals einen Transportbeutel auf die Heizung!

Sobald dein Paket in etwa Raumtemperatur angenommen hat, lege die geschlossenen Beutel auf die Wasseroberfläche deines Aquariums, damit sie ebenfalls auf die spätere Wassertemperatur kommen. Eventuell schaltest du solange die Strömung etwas zurück oder verhinderst auf anderem Wege, dass deine Fischbeutel durchs Aquarium „sausen“, damit deine Tiere keinem vermeidbaren Stress ausgesetzt sind.

Anschließend öffnest du die Beutel und gibst sie mitsamt lebendem Inhalt sehr vorsichtig in deinen Eimer, den du neben das Aquarium stellst. Dann gieße mit dem Becher etwas Aquarienwasser in den Eimer und wiederhole den Vorgang im Abstand von 10 Minuten so lange, bis sich das Volumen des Transportwassers in etwa verdreifacht hat. Anschließend fängst du die Fische mit dem Kescher heraus, hältst dabei aber eine Hand auf dem Kescher, damit sie nicht heraus hüpfen und setzt sie dann vorsichtig ins Aquarium. Das Transportwasser gießt du weg, es sollte auf gar keinen Fall ins Aquarium gelangen. Vergiss aber nicht, frisches Wasser im Aquarium aufzufüllen!

Alternativ kannst du auch den Schlauch benutzen und klemmst das eine Ende am Aquarienrand ein, sodass das Schlauchende ins Aquarium zeigt. Am anderen Ende bringst du das Regelventil an und saugst dann das Wasser das dem Aquarium an und stellst das Ventil auf eine Tropfmenge von ungefähr 1 Tropfen alle 2 Sekunden. Wenn sich die Wassermenge im Eimer entsprechend vermehrt hat, setzt du deine Fische wie oben beschrieben ins Aquarium und entsorgst das Transportwasser.

NO-NO: Weil im Transportbeutel die Umwandlung von Ammonium, bzw. Ammoniak nicht stattfinden kann und das Wasser daher entsprechend belastet ist, solltest du es auf keinen Fall ins Aquarium gelangen lassen!

Besondere Tiere oder Situationen

Nicht alle Tiere sollten mit dem Netzkescher gefangen werden. Meist weist dich der Steckbrief der Tiere aber auch darauf hin. Besondere Exemplare sind zum Beispiel Fische, die Dornen oder Stacheln haben und sich im Kescher verheddern könnten. Andererseits kann es aber auch sein, dass du selbst dich verletzt, wenn deine Tiere beim Umsetzen spontan die Rückenflosse aufstellen und dir in die Hand pieksen. Vor allem Corydoras verfügen über einen Stachel, der zu bösen und langanhaltenden Entzündungen führen kann, wenn du ihn in die Finger bekommst. In solchen Fällen ist eine Fangglocke aus Glas die bessere Variante. Schau dir daher vorher genau an, welche Besonderheit dein neuer Liebling mit sich bringt. Beim Einsetzen von Flossensaugern kann es sogar notwendig sein, sie vorsichtig am Eimerrand hoch zu schieben, bis du sie dann umsetzen kannst. Deswegen solltest du dir vorher gründlich die Hände waschen damit daran keine Reste von Seife Desinfektionsmitteln oder Handcreme haften.

Wenn du Krebse eingewöhnst, solltest du evtl. deinen Eimer oder deine Schüssel abdecken, weil es sein kann, dass sich die Burschen ansonsten auf Wanderschaft begeben. Besser wäre es, beim Eingewöhnen dabei zu bleiben. Bedenke auch, dass interessierte Kinder und auch Haustiere manchmal nur allzu gerne „helfen“ wollen- das solltest du besser im Hinblick auf alle verhindern.

Besonderheit: Schnecken eingewöhnen

Nicht jede Schnecke möchte wie ein Fisch eingewöhnt werden, deswegen solltest du dich vorher ein wenig informieren: Schnecken, die zum Beispiel ein fest verschließendes Operculum haben, also den „Deckel“ an ihrem Fuß, mit dem sie ihr Häuschen bombenfest abschließen können, eignen sich nicht zum Eintropfen, denn davon bekommen sie gar nichts mit. Weil sie unter Transportstress steht, macht sie für gewöhnlich erst einmal „die Schotten dicht“. Setzt du sie also direkt ins Aquarium, ob mit oder ohne Eintropfen bekommt sie also erst einmal einen Schock. Dazu zählen zum Beispiel Renn- und Geweihschnecken, aber auch Turmdeckelschnecken und Tylomelania.

Besser ist es, einen Schneckenbalkon zu verwenden, den kannst du kaufen, aber auch selber basteln, in dem du deine neuen Schnecken einfach auf ein Stück Styropor setzt und dieses dann auf die Wasseroberfläche legst. Auf diese Weise gewöhnt sie sich quasi von selbst ein und wird ihr schwimmendes Floß schon bald verlassen. Achte aber darauf, dass deine Strömung das Styropor nicht ziellos durchs Becken schießen lässt und dass der Styro nicht beschichtet ist.

Schnecken werden auf unterschiedliche Weise versendet: mit oder ohne Wasser. Wenn sie in Wasser versendet wurden, kannst du sie genau wie Fische eingewöhnen. Wenn sie nur feucht verschickt wurden, fallen sie dabei in ein Art Trockenschlaf und haben ihr Gehäuse ebenfalls fest verschlossen. Solange sie fest „zugedeckelt“ hat, lebt sie ziemlich sicher noch, denn nur tote Schnecken lassen diesen einen Spalt offen. Wenn du an ihr schnupperst, kannst du recht zügig erkennen, ob sie noch lebt oder nicht.

NO-NO: Versuche nicht mit Gewalt oder spitzen Gegenständen, den Deckel der Schnecke zu öffnen. Dadurch gerät sie massiv unter Stress, es kann sogar sein, dass du sie dabei verletzt.

Die Reihenfolge- wer kommt zuerst ins Aquarium?

Hauptsache „rein“ oder wie ist das? Gibt es denn überhaupt eine Reihenfolge beim Einsetzen und was hat es damit auf sich? Wenn du beispielsweise Fische und Wirbellose eingewöhnen möchtest, ist es sinnvoll, Garnelen zuerst einzusetzen. In neuen Aquarien macht das vor allem deshalb Sinn, damit die Garnelen „ihre“ Verstecke bereits kennen und sich entsprechend zurückziehen können. Clever ist es daher, die Fische erst eine Woche später dazu zu setzen. Wenn du ein bißchen extra Sicherheit möchtest, macht es außerdem Sinn, ein neues Aquarium erst nach und nach zu besetzen. Dein neues Schmuckstück mag vielleicht endlich die perfekten Wasserwerte aufweisen, allerdings ist auch dein Aquarium ein „lebender Organismus“, der sich an seine neuen Aufgaben gewöhnen muss. Und das klappt am besten, wenn du deine Hüpftüten zeitversetzt orderst und nicht den gesamten Besatz auf einmal. Bevor du riskierst, dass dir deine Wasserwerte um die Ohren fliegen und womöglich deine Tiere Schaden dadurch nehmen, überlege dir lieber noch einmal, ob es nicht wirklich sinnvoller ist, auf einen weiteren Versand zu setzen.

Meine Fische sind ganz blass um die Nase!

Kaum erkunden die neuen Mitbewohner ihr Zuhause, fehlt ihnen auch schon die Farbe, Schnecken liegen reglos herum, anstatt munter durchs Becken zu schnecken und die Muscheln sind entweder mitsamt den Garnelen spurlos verschwunden oder kreiseln an der Wasseroberfläche herum. Was ist hier los?

Eine lange Reise ist für deine Tiere kein Spaziergang, auch wenn sie dabei äußerst vorsichtig verpackt und transportiert wurden. Wenn deine Fische also nach dem Einsetzen noch etwas blass sind, kann das einerseits eine Stressfärbung sein, bis sie sich eingewöhnt haben und „angekommen“ sind, auch junge Tiere zeigen manchmal noch nicht ihr volles Farbpotential, gib ihnen also etwas Zeit. Das kommt übrigens auch bei Wirbellosen wie Garnelen vor, diese neigen manchmal auch zum Häuten und verstecken sich anfangs.

Wenn deine Muscheln herum eiern, anstatt das Aquarium zu erkunden, kann es hilfreich sein, sie mehrfach vorsichtig um ihre eigene Achse unter Wasser zu drehen. Meist blubbern sie dann und bleiben unten. Wenn sie kurz nach dem Einsetzen verschwunden sind, ist es gut möglich, dass sie sich bereits in den Bodengrund zurückgezogen haben. Gib ihr also ihre Zeit, die sie zum ankommen benötigt.

Auch wenn du es kaum erwarten kannst, deine neuen Mitbewohner endlich zu beobachten, ist es wirklich zu empfehlen, du schaltest die Aquarienbeleuchtung am ersten Tag nach dem Einsetzen aus und fütterst auch nicht. Keine Sorge, so schnell verhungern deine Tiere nicht! Vermeide in jedem Fall jedweden Stress, denn dadurch können deine Fische schnell krank werden. Verhindere, dass an die Scheibe geklopft wird, auch Stampfen in der Nähe des Aquariums solltest du verhindern. Bedenke, dass deine Tiere im Aquarium Angst bekommen und sich der Situation einfach so entziehen können. Bei manchen sehr empfindlichen Tieren solltest du sogar über ein paar Tage hinweg die Beleuchtung ausgeschaltet lassen und auch für ein paar Tage auf das Staubsaugen ums Aquarium herum verzichten.

ProTipp

Aller Anfang ist schwer und kein Meister ist vom Himmel gefallen- Fische einzugewöhnen ist aber nicht so schwierig wie es auf den ersten Blick vielleicht aussieht. Wenn du dir unschlüssig bist, zögere nicht, um Hilfe zu bitten, wir sind gerne für dich da!

Übrigens: wenn du zwei Tage bevor deine neuen Mitbewohner eintreffen, einen kleinen Wasserwechsel machst, kannst du ihnen das Eingewöhnen sogar erleichtern. Das macht vor allem bei Aquarien Sinn, die schon etwas länger laufen und womöglich auch schon mit anderen Fischen besetzt sind.


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