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Leuchtfische um jeden Preis?

Ob in neongrün, retroorange, quietschrosa, eisbonbonblau oder auch technogelb- noch immer sorgen die sogenannte GloFishes für Aufregung. Dass diese Fische in Deutschland nicht erhältlich sind, hat dabei aber gute Gründe. Auch wenn die Genforschung immer neue Erkenntnisse ans Tageslicht bringt, die durchaus ihre Berechtigung haben, scheiden sich beim Leuchtfisch die Geister und klingeln anderenorts kräftig die Kassen. Abgesehen von Laboraquarien schwimmen diese unnatürlich angemalt wirkenden Schuppenträger daher eher nicht in europäischen Heimbiotopen.

Wie alles begann

Vorreiter in Sachen Leuchtfisch war Taiwan, die bereits 2003 den ersten transgenen Medaka, der im Dunkeln leuchtete, vorstellten. Nur kurze Zeit später erhielten die Tiere eine Zulassung auch für den amerikanischen Markt, wo sie einen regelrechten Hype auslösten, der nach wie vor andauert. Sowohl die Farben- als auch die Artvielfalt haben den GloFish genannten Tieren einen regelrechten Kultstatus eingebracht. Was einst als Fischmodell in der Forschung begann, etablierte sich schon rasch zum neuen Must Have, das der affine Aquarianer aber, zu Recht, kritisch beäugt und noch nur im Land der „unvorstellbaren Möglichkeiten“ Dollarzeichen in den Augen aufploppen lässt.

Der einstige Grund, Fische zum leuchten zu bringen, war aber weniger die Bedienung des Hobbysektors. Vielmehr wurden sie als lebende Sensoren in der Umweltüberwachung entwickelt, um Schadstoffen im Wasser auf den Grund zu gehen. Dazu wurde den Fischen ein spezielles fluoreszierendes Gen implantiert, das sogenannte GFP-Protein, über das andere Tiere bereits von Natur aus verfügen, nämlich Glühwürmchen, Quallen und auch Seeanemonen. Dieses wiederum wurde mit Hilfe eines Biosensors kombiniert, sodass so ausgestatte Fische verschiedenfarbig zu leuchten beginnen, wenn bestimmte unerwünschte Substanzen im Wasser vorhanden sind. Bei den gehandelten Leuchtfischen, die das US Unternehmen Yorktown Technologies als GloFish offiziell vertreibt, wurde dieser Sensor allerdings abgekoppelt, damit sie dauerhaft leuchten. Zur Aktivierung der speziellen Leuchtgene ist jedoch eine besondere Beleuchtung vonnöten.

Vom Zebrabärbling (Danio rerio), der oft und gerne als Fischmodell heran gezogen wird, bis hin zu Sumatrabarben, Trauermantelsalmler (Gymnocorymbus ternetzi), Kampffischen (Betta splendens) und Zebrabuntbarschen (Amatitlania nigrofasciata) befriedigt auch der Skalar (Pterophyllum scalare) mittlerweile den Hunger nach dem wohl auffälligsten Haustier. Vor allem pinkfarbene Segelkärpflinge könnten dabei zum schwimmenden Mädchentraum werden und den Wendy-Faktor bedienen. Möglich gemacht hat dies die National Taiwan Ocean University, die ein ausgewähltes fluoreszierendes Protein aus Steinkorallen extrahierte und in den Laich der Fische injizierte. Bemerkenswert bei dieser Mikroinjektion, bei der mithilfe feinster speziell geformter Glaskanülen DNA oder Proteine unter dem Mikroskop in Zellen eingeschleust werden, ist auch, dass die Fische später selbst ohne UV-Beleuchtung  ihre Neon-Farben zeigen, was bis dato einzigartig ist. Noch erhielten diese Skalare keine Zulassung für den Handel, da sie nach wie vor zur Fortpflanzung fähig sind.


Das Verfahren des GFP, des grün fluoreszierenden Proteins, ist allerdings beinahe schon ein alter Hut, denn es ist ungefähr seit Mitte der ´60er eine angewandte Technik, die unter anderem dazu beiträgt die räumliche Verbreitung in Lebendzellen und Organsimen zu betrachten. Vor allem in der Molekularbiologie  wird es aufgrund seiner Ungiftigkeit als sogenanntes Reportergen genutzt. Einfach ausgedrückt kann es also bestimmte Eigenschaften sichtbar machen. Ebenso existieren weitere Varianten wie etwa das YFP (yellow fluorescent protein), das eFP (enhanced yellow fluorescent protein), RFP (red fluorescent protein) sowie einige andere.


GenTech Haustiere

Glo Fische ® sind die ersten gentechnisch veränderten Haustiere, die es nicht nur in hippen verschiedenen Farben, sondern auch mit schmissigen Namen gibt. Dabei wurde die grüne Farbe mithilfe der Aequorea victoria, einer Leuchtqualle erzeugt, ebenso stammt gelb aus einer Quallenart, rot hat seinen Ursprung in der DNA von Seeanemonen und pink in der von Steinkorallen. Yorktown Technologies hat den potentiellen Trend durchaus rasch erkannt und sich die weltweiten Rechte an „Produktion“ und Vertrieb der Leuchtfische gesichert, die sich mit „Sunburst Orange“, „Electric Green“ oder auch „Cosmic Blue“ und „Galactic Purple“ präsentieren.

"Nur" Fischhäppchen war gestern

Ein wenig liegt es auf der Hand, dass mit schnöden Leuchtfischen, die selbst im Dunkeln als schwimmende Lichterkette funkeln, der Sache noch nicht Genüge getan wurde, wenn sich nicht noch eine Schippe drauflegen ließe. Dass die verrücktesten Trends jenseits eines großen Teiches gestrickt werden ist bei uns sicher unfraglich, allerdings waren es weniger die Asiaten als denn ein Amerikaner, der den Gipfel der GloFish ® „Verwendung“ hervorbrachte. Es verwundert also kaum, dass eben jene Exemplare auch zu den Hauptakteuren des Glowing Sushi® wurden. Die auch „Cryptonite Sushi“ genannte Delikatesse besteht aus algenumwickelten Leuchtfischhäppchen mit Reis. Für passionierte Heimköche bietet die „Glowing Sushi Cooking Show“ sogar ausführliche YouTube Anleitungen an und verweist darauf, dass hohe Temperaturen oder essigähnliche Zutaten die Leuchtfähigkeit reduzieren würden, da diese unter anderem das GFP Protein eliminieren würden. Dem Initiator des ganzen, Zack Denfeld, Privatdozent für Ernährungswissenschaften und Experimentalkoch aus Portland, lag an dieser recht skurrilen Inszenierung vor allem aber der aktive Hinweis auf genmanipulierte Lebensmittel, wie es etwa auch bei Zuchtlachsen der Fall ist, am Herzen, weswegen man das Glowing Sushi also entsprechend bewerten kann.

Die Rechtslage- wenn deutsche Mühlen den Turbo einschalten

Es steht außer Frage, dass diese Fische kurzfristig auch in Deutschland aufgetaucht sind und löblicherweise keinen reißenden Absatz finden konnten. Von der Tierschutzbehörde mal ganz abgesehen, denn die haben die Fischchen in einem Kieler Fachgeschäft für Aquaristik umgehend konfisziert und sichergestellt. Vorgekommen ist das ganze 2007, also nur vier Jahre nach der Eroberung des US-Markts. 50.000 € sowie eine Haftstrafe bis zu 5 Jahren drohten dem Händler als Konsequenz, denn sowohl Zucht, Haltung als auch Handel mit diesen Tieren ist strengstens untersagt.

Ebenfalls ploppte das Thema Leuchtfisch auch auf der Kieler Zierfischbörse auf, für die die Anbieter der Tiere aber seitens der Veranstalter ein sofortiges Hausverbot und eine Anzeige beim Veterinäramt kassierten. Sogar us-amerikanische Umweltgruppen stiegen auf die Barrikaden und forderten von der FDA, noch vor der Markteinführung, den Verkauf der Glühfische gar nicht erst zuzulassen. Allerdings ohne Erfolg.

Die Moral von der Geschicht‘

Leuchtfische stehen nicht nur in Sachen Handel unter Patentschutz, noch dazu unterliegen sie dem Gentechverbot in Europa und auch der Schweiz. Fragwürdig ist neben ihrem Aussehen aber auch ihre „Pflege“, denn damit die Fischlein leuchten, müssen sie mit UV beleuchtet werden, was dauerhaft zu irreparablen Schäden der Retina führt. In natürlichen Gewässern wäre die Überlebensquote voraussichtlich gleich null, da unter anderem die natürliche Anpassung zum Schutz vor Fressfeinden kaum mehr möglich ist, zudem steht ihnen in Sachen Fortpflanzung laut taiwanesischer Forscher vermutlich ihre Genmanipulation ebenfalls im Weg.  Auch einen Winter würden sie wohl eher nicht überleben, da sie aus subtropischem Klima stammen.  Abgesehen davon stehen die Tiere unter Stress, was ihre Lebensqualität deutlich einschränken könnte. Auch im Gesellschaftsaquarium sorgen solch unnatürliche Farben voraussichtlich für Druck bei den Beifischen. Ein artgerechtes Leben und eine natürliche Entwicklung sind daher kaum möglich.

Betrachtet man das Angebot der Leuchtfische, die in Aquarien angeboten werden, die größentechnisch eher an Margarinedosen erinnern, bunt dekoriert mit Plastedekoration, Kunststoffgestrüpp und dazu passendem Plastikkies in schreienden Quietschfarben, die allesamt dank UV-Bestrahlung reflektieren, können wir froh sein, dass zumindest in unseren Breitengraden ein Umdenken stattgefunden und auch im Tierschutzgesetz Einzug gehalten hat. Inwiefern oder ob bei diesen Angeboten der Wert des Tierlebens überhaupt im Vordergrund steht ist mehr als fraglich.

Nicht nur der Zentralzoologische Fachverband (ZZF) rät eindringlich von diesen Fischen ab, auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Abteilung 4 (Gentechnik) weist darauf hin, dass Handel und Besitz strengstens untersagt sind. Konfiszierte Tiere werden zudem von Amts wegen vernichtet- ein Schicksal, das sich abgesehen von Haft- und Geldstrafen getrost vermeiden lässt.



Wie Darwin schon formulierte, hat nichts auf Dauer Bestand, das gegen die Natur ist.
Und wir sind der Meinung, dass er auch heute noch mit dieser Aussage Recht hat.


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