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Lebendgebärende Zahnkarpfen im Aquarium

Guppys, Mollys, Platys, aber auch Schwertträger und Co. sind häufig DER Einsteigerfisch schlechthin und stellen häufig auch den Erstfisch eines Aquarianers dar- auch wenn dieser sich mittlerweile auf ganz andere Arten spezialisiert hat. Ein bißchen Guppyliebe lässt sich aber nur schwer verleugnen. Der Wirbel um die farbenfrohen Kameraden kommt nicht ganz von ungefähr, weswegen sie auch häufig für Einsteiger empfohlen werden. Vor allem ihre sehr gute Vermehrungsrate hat insbesondere dem Guppy den Beinamen „Millionenfisch“ eingebracht und das aus gutem Grund. Ob quietschbunte Guppys oder nahezu klar abgegrenzte Farbverläufe wie bei Schwertträgern und Platys, so wirken auch Mollys in ihren edlen Schwarz-, Silber oder Goldtönen als tolle Eyecatcher.

Was bedeutet eigentlich „lebend gebärend“?
Zu den sogenannten Lebendgebärenden zählen Arten von Zierfischen, deren Eier sich im Mutterleib entwickeln und nicht an Wasserpflanzen abgelegt oder angeklebt werden. Während des Pressvorgangs der Mutter (der quasi einer Eiablage gleich zu empfinden ist) platzen die Eihüllen auf und selbstständige Jungfische erblicken das Licht der Welt. Sie sind unmittelbar danach selbstständig und schwimmfähig und verstecken sich meist zwischen dichten Wasserpflanzen, um nicht gefressen zu werden. Denn sowohl für andere Mitfische, aber auch für die Mäuler ihrer eigenen Eltern stellen sie einen Zwischensnack dar. Mit Guppy- oder Aufzuchtboxen kann die Jungfischrate aber gut nach oben korrigiert werden, obwohl die „natürliche Auslese“ gerade beim Guppy durchaus Vorteile mit sich bringt.

Zu den Lebendgebärenden gehören Zahnkarpfen wie die beliebten Guppys, Mollys, Schwertträger und Platys, aber auch Halbschnäbler, Hochlandkärpflinge und einige Hai- und Rochenarten. Dieser Vorgang wird auch ovoviviparisch genannt, da der Vorgang zwischen der Eientwicklung im Körper und dem „Gebären“ lebender Jungen nahezu fließend stattfindet.

Wie vermehren sich Lebendgebärende?
Entgegen anderer Fischarten, bei denen das Weibchen Eier ablegt, die anschließend vom Männchen befruchtet werden, findet die Paarung bei Lebendgebärenden anders statt. Das Weibchen entwickelt die Eier in ihrem Inneren und dort werden sie auch vom Männchen befruchtet. Die Afterflosse des Männchens ist dabei zu einem Gonopodium umgebildet, mit der er eine Art längliche „Begattungsröhre“ bilden kann. Bei Weibchen ist die Afterflosse eher segelförmig ausgebildet, sodass man die Geschlechter relativ einfach unterscheiden kann. Auch haben die Damen einen sogenannten Trächtigkeitsfleck, der sich oberhalb der Afterflosse am Bauchende befindet. Letztlich werden die Weibchen aber auch größer als die Männchen und bleiben farblich häufig hinter ihnen zurück. Vor allem ihr stellenweiser kugelrunder Bauch deutet bereits darauf hin, dass sie praktisch andauernd trächtig sind. Je „viereckiger“ sie dabei aussehen, umso näher steht die Niederkunft bevor.

Pro Wurf können beispielweise ausgewachsene Guppydamen, die wesentlich größer als die Männchen werden, bis zu 150 Junge auf einmal zur Welt bringen- was ihren Beinamen Millionenfisch sehr anschaulich erklärt. Da sie bereits mit 12 Wochen geschlechtsreif sind lässt sich eine Guppypopulation im Aquarium sehr schnell vergrößern, da daraufhin schon bald zu klein werden kann. Guppyweibchen sind außerdem in der Lage, sich nach einer Paarung mehrfach selbst zu befruchten, weswegen sogar in einer reinen Weibchengruppe häufig noch Jungfische auftauchen. Möchte man dieser Vermehrungswut von Anfang an Einhalt gebieten, empfiehlt es sich, reine Männchen- oder reine Weibchengruppen zu pflegen. Dem Charme der Tiere geht dabei nichts ab, ganz im Gegenteil- Männchen, die nicht ständig balzen und sich gegen ihre männlichen Mitbewerber durchsetzen „müssen“ haben dadurch weniger Stress und können sogar ein längeres Leben führen. Im Vergleich zu andere Lebendgebärenden stellt der Guppy mit seiner Reproduktionsrate aber eine kleine Ausnahme dar. Zwar vermehren sich auch andere gut, aber nicht ganz so umfangreich.

Woher stammen Lebendgebärende?
Lebendgebärende stammen meist aus den USA und angrenzenden Gebieten wie Mexiko und kommen sowohl in stehenden und fließenden Gewässern aber auch in Bächen und Tieflandflüssen vor. Die Habitate der meisten weisen eher härteres und sogar brackiges (also leicht salziges) Wasser auf, weswegen dies bei der Vergesellschaftung mit anderen Fischen berücksichtigt werden sollte. Guppys sind recht tolerant und können sowohl in sehr weichem Wasser, aber auch in Meerwasser gepflegt werden, wenn sie daran gewöhnt sind. Vor allem Mollys, aber auch andere, stammen aus Gebieten, in denen Süßwasser ins Meer läuft- der sogenannten Brackwasserzone, weshalb sie im Aquarium unbedingt eine gewisse Salzkonzentration vorfinden sollten.

Die beliebtesten Arten im Überblick:

Mollys (Poecilia sphenops)
Auch wenn Mollys, die auch Spitzmaulkärpflinge genannt werden, nicht ganz so bunt gefärbt sind, so wirken sie mit ihren verhältnismäßig gedeckten Farben in Gold, Silber oder Schwarz doch trotzdem elegant und anschaulich. Der Dalmatiner-Molly hingegen vereint diese Farben und weist regelrechte Tupfen auf. Hält man unterschiedliche Farben zusammen, können dabei auch wieder Mischfarben entstehen. Da sie etwas größer sind, sollten ihr Aquarium mindestens 80 Liter und mehr haben und über Hartwasser, ggf. sogar mit Salzzusatz verfügen.

Platys (Xiphophorus maculatus)
Der Platy wird auch „Spiegelkarpfen“ genannt und besiedelt in seinem Habitat vor allem stehende und leicht fließende Sümpfe und Bäche, die häufig in Flüsse zufließen. Vor allem die dicht verkrautete Uferzone hat es ihm dabei angetan, weshalb sein Aquarium ebenfalls stellenweise dicht bepflanzt sein darf. Genetisch ist der Platy so nah mit dem Veränderlichen Spiegelkarpfen (Xiphophorus variatus) verwandt, dass es zur Hybridisierung kommen kann, weswegen man sie besser nicht zusammen im selben Aquarium pflegen sollte. Zwar sind sie auch mit Mollys und Guppys verwandt, hier besteht das Risiko einer Kreuzung aber eher nicht. Die bunte Farbpalette von Platys, darunter auch seltene Farbschläge wie den Blauen Platy oder Hochzuchtvarianten wie den Micky Maus oder Deutschland Platy, machen diesen Fisch so unglaublich attraktiv. Im Aquarium ab 54 Litern fühlt er sich wohl.

Guppys (Poecilia reticulatus)
Guppys stammen aus Südamerika und sind die wohl farbenfrohesten Vertreter unter den Zierfischen- nicht verwunderlich, dass es etliche tolle Hochzuchtvarianten gibt, denn in Sachen Genetik und Vermehrungsfreude biete sich der Guppy prima als „Versuchsfisch“ an. Verwandt ist er mit dem etwas kleiner bleibendem Endler Guppy (Poecilia wingei), die im Aquarium auch hybridiseren können, weswegen diese beiden besser getrennt gehalten werden sollten. Ein Aquarium ab 54 Litern mit etwas härterem Wasser und einer stellenweise guten Bepflanzung ist zuträglich für beide von ihnen. Die hohe Toleranz an die Wasserwerte erlaubt aber sogar die Haltung in Weich- und sogar Meerwasser, sofern die Tiere sehr gut daran gewöhnt wurden. Weil der „Millionenfisch“ sich extrem einfach und in großer Zahl vermehrt, kann er auch als reine bunte Männchengruppe gepflegt werden, um gar nicht erst in Gelegenheit zu kommen, die Vielzahl an Jungtieren anderweitig artgerecht unterbringen zu können.

Schwertträger (Xiphophrus variatus)
Seinen Namen hat der aus Süd-Mittelamerika stammende tolle Schwertträger nicht umsonst! Mit seinem beeindruckenden „Schwert“ am unteren Ende der Schwanzflosse sind vor allem die Männchen imposante Anblicke im Aquarium. Seltene Varianten des auch „Veränderlichen Spiegelkarpfens“ genannten Lebendgebärenden sind der Grüne Schwertträger, aber auch der Schwarze Schwertträger und natürlich der Lyra Schwertträger mit seiner auffälligen Flossenform. Schwertträger haben ein sehr enges Verwandtschaftsverhältnis mit Platys (Xiphophorus maculatus), weswegen man sie besser getrennt voneinander halten sollte, damit sie sich nicht kreuzen und dabei unfruchtbare Mischlingshybriden entstehen. Die Habitate des Schwertträgers führen eher hartes Wasser und weisen Strömung auf. Da sie recht groß werden, sollte ihr Aquarium mindestens 100 cm Kantenlänge, besser noch mehr, haben. Weil sie außerdem recht gute Springer sind, sollte das Becken außerdem gut abgedeckt sein.

Segelkärpflinge (Poecilia velifera)
Die Wildform des Segelkärpflings ist eine grüne Variante, die vor allem in mexikanischen strömungsreichen Gewässern vorkommt. Diese sind häufig küstennah und weisen daher einen erhöhten Salzgehalt auf, selbst im Salzwasser kommen diese Zahnkarpfen teilweise vor. Vorwiegend die dicht verkrautete Uferzone wird dabei von ihnen favorisiert. Namensgebend ist vor allem die lang ausgezogene segelförmige Rückenflosse der Männchen gewesen.  Aufgrund ihrer Größe benötigen sie ein eher größeres Aquarium ab mindestens 250 Litern, damit sie sich ausschwimmen können. Wie auch in ihrem Habitat benötigen sie Salz im Wasser, wobei sich 2,5 g pro Liter als vorteilhaft erweisen. In einem schönen Brackwasseraquarium kommen diese beeindruckenden Fische toll zur Geltung!

Zwergkärpflinge
Dieser nahezu kleinste aller Aquarienfische stammt aus den südöstlichen USA und kommt in eher langsam fließenden aber auch stehenden Kleinstgewässern bis hin zu Brackwasserbereichen vor. Im Gegensatz zu anderen Lebendgebärenden bringen die Weibchen in etwa 21 Tag lang täglich 5 Junge zur Welt. Ungefähr einen halben Monat lang führen sie dann einen Vermehrungsstopp durch. 8-9 Brutsätze in verschiedenen Entwicklungsstadien führen sie im Bauch, die nach und nach auf die Welt kommen. Zwergkärpflinge können gruppenweise in Aquarien ab 54 Litern gehalten werden und vertragen mittehartes bis hartes Aquarienwasser, aber auch leichtes Brackwasser.

Mit ihrer langen Tradition in der Aquaristik sind Lebendgebärende aus den Aquarien und dem Handel nicht mehr wegzudenken. Die einfache Pflege und Vermehrung machen sie geradezu unverwechselbar unter den Zierfischen, dessen Hype bis heute andauert und so schnell auch nicht mehr abreißen wird.  Guppys werden sogar auf Hochzucht-Championaten ausgestellt und stets tauchen neue Farbvarianten auf. Sicher ist, dass es mit lebendgebärenden Zahnkarpfen im Aquarium niemals langweilig wird und sich nicht nur die kleinen Kinder an dem Gewusel die Nase an der Scheibe platt drücken.


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