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Habitate und Biotope

Klar ist, dass ein Aquarium ein künstlich angelegter Lebensraum für die neuen Mitbewohner ist und nur einen Ausschnitt dessen Gebietes darstellen kann, aus dem sie ursprünglich stammen. In den allermeisten Steckbriefen von Zierfischen ist ihre Herkunft daher mit angegeben und die reicht meist weiter als nur der Nennung des Kontinentes, von dem sie stammen. Fische kommen weltweit in nahezu jedem Ökosystem und fast jedem Gewässer vor und dabei unterscheiden sich ihre Ökosysteme doch stellenweise gravierend. Ein genauer Blick auf ihre Herkunft erlaubt daher eine bessere und natürlichere Pflege, da durch dieses Hintergrundwissen besser auf ihre Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Habitat vs. Biotop

„Habitat“ entspringt dem Lateinischen und bezeichnet einen Lebensraum, der von einer entsprechend Tier- oder Pflanzenart besiedelt wird. Grob betrachtet lässt sich damit auch der Lebensraum von Menschen definieren. Ein Habitat ist also ein Gebiet, das über bestimmte Eigenschaften verfügt, die (fast) nur dort vorkommen, weswegen eine Art dort ansässig ist. Das kann von vorherrschenden guten Bedingungen zur Nahrungsaufnahme, aber auch zur Fortpflanzung oder zum Aufwachsen sein. Häufig wird ein Habitat aber auch autökolisch mit einem Biotop gleichgesetzt, wobei ein Habitat aber auch aus mehreren Biotopen und umgekehrt bestehen kann.

Im Prinzip ist mit einem Biotop ein Ort gemeint, der eine gewisse Aufgabe für eine gewisse Spezies erfüllt. Damit unterscheidet er sich von einem Habitat, das unterschiedliche Strukturen aufweist und ebenso unterschiedliches Vorkommen von Arten. Dagegen bezeichnen sogenannte komplementäre Habitate unterschiedlich strukturierte Standorte, die vor allem von Wanderfischen (beispielsweise dem Lachs) aufgesucht werden.

Habitate definieren sich vor allem aufgrund ihrer Lage und ihrer stellenweise temporär vorherrschenden Bedingungen in Hinblick auf Jahres- und Tageszeiten, aber auch dem Vorkommen bestimmter natürlicher Ereignisse, die eine Spezies dazu veranlasst, dieses aufzusuchen oder eben wieder zu verlassen.

Die Bedeutung von Habitaten in der Zucht

Vor allem in der Zierfischzucht ist der vorgenannte Punkt von großer Bedeutung, denn für gewöhnlich ändern sich die im Aquarium vorherrschenden Bedingungen möglichst eher nicht großartig, sodass verschiedene Faktoren die in der Natur vorherrschen und bewusst von Fischen aufgesucht werden, gar nicht erst zum Tragen kommen.  Daher müssen bestimmte Stellschrauben gedreht werden, möchte man die Tiere aktiv nachzüchten. Das kann von nachgestellten Regen- und Trockenzeiten bis hin zu veränderten Temperaturen und Wasserwerten reichen.

Bestimmte Fischarten vermehren sich beispielsweise nur zu bestimmten Jahreszeiten und legen Eier, die von der kurz darauf folgenden Trockenperiode ausgetrocknet werden. Erst die nächste Regenzeit bringt diese zum Schlüpfen und der Kreislauf schließt sich. Im Aquarium lässt sich dieses nur durch aktives Eingreifen nachempfinden.

Bekannte Habitate mit Fischvorkommen

Nicht umsonst werden in der Aquaristik sogenannte Biotopaquarien gepflegt. Diese zeichnen sich durch eine möglichst authentische Nachbildung des jeweiligen Habitates aus, aus dem die Tiere, aber auch die Pflanzen ursprünglich stammen. Häufig werden dabei mehr oder minder große Unterschiede gemacht und verschiedene Spezies zusammen gepflegt. Allerdings gibt es auch hier Anhänger der Superlative, die Fischarten nur aufgrund ihrer natürlichen Distanz von wenigen Kilometern zwischen zwei Flüssen separat halten. Objektiv betrachtet sei die Notwendigkeit dahin gestellt.

Am wohl bekanntesten sind wohl das Südamerika-Aquarium, sowie Malawi-Becken oder auch das Tanganjika-Aquarium. Aber auch andere Seen oder Gewässer, wie beispielsweise der Sulawesisee werden häufig nachempfunden. Hierbei handelt es sich quasi um Themen-Aquarien, die sich bestmöglich anhand von Einrichtung und Besatz an ihrem jeweiligen Ursprung orientieren. Auch Meerwasseraquarien können sich auf eine bestimmte Region beziehen und werden entsprechend aufgebaut.

Artenschutz durch Habitatserhaltung

Gerade bei der Erhaltungszucht einer bestimmten Art, die in der Natur vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben ist, sind das Wissen und die Kenntnisse entsprechender Habitate von immanenter Bedeutung. In diesem Fall ist von so genannter Ex-Situ-Zucht, die „außerhalb der Natur stattfinden“ die Rede. Nur allzu häufig existieren bestimmte Biotope in der Natur nicht mehr, sodass die einzige Möglichkeit in der Nachzucht besteht, um eine Art zu erhalten oder auch wieder auszuwildern. Diese werden wiederum als In-Situ-Artenschutz bezeichnet, die der Erhaltung der Biodiversität in der Natur dienen.

Selten sind reine Naturereignisse der ausschlaggebende Faktor, weswegen ein natürliches Habitat für bestimmte Fischarten bedrohlich wird. Häufig spielt hier der Eingriff des Menschen in natürliche Lebensräume von Pflanzen und Tieren eine große Rolle, angefangen bei Regenwaldrodungen und Monokulturen bis hin zur Umweltverschmutzung durch Abfälle, Abgase oder Verkehr. Die Aquaristik kann daher durchaus als aktive Maßnahme der Arterhaltung verstanden werden.

Das Unterstützen von Naturschutzprojekten, die am jeweiligen Standort stattfinden, ist aber ebenso wichtig und sollte nicht unterschätzt werden. Denn gerade hier können bedrohte Habitate vor allem durch Einheimische bewahrt werden, die durch eigene verbesserte Lebensverhältnisse ein gesteigertes Bewusstsein und Interesse daran hegen.

Kein Buch mit Sieben Siegeln

Auch wenn es nicht schaden kann, sich mit den Herkünften seiner im Aquarium gepflegten Tiere auseinander zu setzen, so handelt e sich hierbei aber nicht um Raketenwissenschaften, die das Maß aller Dinge darstellen. Daneben weist auch nicht jede Fischart exorbitante Ansprüche an Einrichtung, Futter oder Zuchtzubehör auf und lässt sich also auch problemlos von Einsteigern gut pflegen und auch nachzüchten. In den folgenden Beiträgen sehen wir uns einzelne Habitate genauer an, für solche, die es etwas genauer nehmen wollen.


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